"Doch wenn du mich zähmst,..."

... werden wir einander brauchen. Du wirst für mich einzigartig sein auf der Welt. Ich werde für dich einzigartig sein auf der Welt.“ (Antoine de Saint-Exupéry) 

Dieses Zitat aus „Der kleine Prinz“ beschreibt trefflich, was Bindung ausmacht: Die Einzigartigkeit einer Beziehung und die große Verantwortung, die damit verbunden ist.  

Hunde sind Rudeltiere. Ein Rudel lebt durch Beziehungen und Bindungen. Die erste Bindung, die ein Welpe eingeht, ist die zur Mutterhündin. Parallel dazu entwickeln sich die Bindungen an die Wurfgeschwister und den Züchter. Wird der Welpe mit acht Wochen an den neuen Besitzer übergeben, zerbrechen alle bis dahin entstandenen Bindungen schlagartig. Es liegt nun am Welpenbesitzer, eine vertrauensvolle und sichere Bindung aufzubauen. 

Die Voraussetzungen dazu sind im Alter von acht Wochen günstig, da der Welpe in dieser Zeit ein hohes Kontakt- und Bindungsbedürfnis hat. Außerdem zwingt ihn die eigentlich naturwidrige Trennung von Mutterhündin und Wurfgeschwistern, eine Bindung zu seinem neuen Besitzer aufzubauen. Er hat keine andere Wahl

Bindung = exklusive Beziehung

Als Bindung bezeichnet man eine besondere soziale Beziehung zwischen Mensch und Hund. Sie ist exklusiv und kennzeichnet eine gewisse Ausschließlichkeit. So werden bestimmte Verhaltensweisen nur gegenüber dem Bindungspartner gezeigt und auf andere, wie z.B. aggressives Verhalten, ihm gegenüber verzichtet. 

Welpe mit Futterdummy"Achtung nur ist der Freundschaft unfehlbares Band." 

Friedrich Schiller

Was Schiller für die Freundschaft fordert, ist ebenso Grundvoraussetzung für eine gute und sichere Bindung. Bindung ist wie Freundschaft! Man muss etwas dafür tun, damit sie entsteht und man muss sie pflegen, um sie aufrechtzuerhalten. Beziehungen sind nicht umsonst zu haben. Man muss Zeit, Energie und Aufmerksamkeit investieren. Je vielfältiger die Beziehung ist, desto attraktiver ist sie für den Hund. „Es bedeutet, dass ein Besitzer, der sich nur zum Futterspender degradiert, von seinem Hund letztlich auch nur als Dosenöffner gesehen wird.“ (Gansloßer) 

Wer hingegen vielfältige Spiele, interessante Spaziergänge, soziale Unterstützung, Schutz, Nahrung und Nähe anbietet, ist für seinen Hund ein wertvoller Beziehungspartner, an den er sich gerne bindet. Es geht also darum, die Bedürfnisse seines Vierbeiners zu erkennen und verständnisvoll und einfühlsam darauf zu reagieren. Der Hund wird dann seinerseits auch so manches tun, was er vielleicht nicht so gerne macht oder manches unterlassen, was er gerne tun würde.

Bindung = Sicherheit

Eine sichere Bindung stärkt die Fähigkeit, Ängste zu bewältigen und hat dadurch einen großen Einfluss auf die Verhaltens- und Wesensentwicklung des Welpen. Bindung gibt Sicherheit! Im Wolfsrudel geben die erwachsenen Tiere dem Nachwuchs die Sicherheit, durch die Erkunden, Spielen und vielfältiges Lernen erst möglich wird. Unseren Hunden müssen wir die nötige Sicherheit geben und das geht nur, wenn die Bindung intakt ist.

Ein wichtiger Aspekt dabei ist die sogenannte „soziale Unterstützung“. „Dieser Fachbegriff bezeichnet konkret den Einfluss einer sozialen Beziehung oder den Einfluss eines Sozialpartners auf die Modulation und Verringerung der Stressreaktion.“ (Gansloßer) 

Oder anders ausgedrückt: Mensch und Hund, die eine gute Bindung zueinander haben, kommen besser mit Stress klar. Davon profitiert der Hund, aber genauso auch der Mensch. Es ist mittlerweile wissenschaftlich bewiesen, dass Hundebesitzer länger und gesünder leben, als Menschen ohne Hund.

Terrier im GehorsamWas ist für den Aufbau einer sicheren Bindung wichtig?

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit, sollten die folgenden Voraussetzungen auf jeden Fall erfüllt sein: 

Befriedigung der rassespezifischen Bedürfnisse (Nahrung, Spielen, Sozialkontakt, Spaziergang etc.)

  • Klare Kommunikation und klare Spielregeln
  • soziale Unterstützung durch Nähe und Gelassenheit
  • Förderung der Selbständigkeit und des Problemlösevermögens
  • Bindung entwickelt sich durch gemeinsames, freudiges Erleben und durch einen artgerechten und verständnisvollen Umgang mit dem Welpen/Hund.

„Der einzige Weg, einen Freund zu haben, ist der, selber einer zu sein.“   

Ralph Waldo Emerson (amerik. Philosoph und Schriftsteller)

Eine gute Bindung gibt dem Hund Sicherheit und die Möglichkeit, sich mit seiner Umwelt positiv auseinanderzusetzen und darüber ein sicheres Wesen zu entwickeln. Dass Hundesportler von einer guten Bindung profitieren, versteht sich von selbst. 

Die Formel heißt:

sichere Bindung = sicheres Wesen = optimales Leistungsvermögen

 

 

Quellen:

  • Sichere Bindung – Sicheres Wesen – Heinz Weidt, Dina Berlowitz
  • Spielend vom Welpen zum Hund (Sonderdruck „Schweizer Hundemagazin“) 
  • Das Wesen des Hundes – Heinz Weidt, Dina Berlowitz
  • Handbuch für Hundetrainer – Celina del Amo, Viviane Theby
  • Hundepsychologie – Dr. Dorit Urd Feddersen-Petersen

 

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