Interview mit Weltmeisterin Stefanie Simson

Weltmeister! SPORTHUND gratuliert ganz herzlich zu diesem großartigen Erfolg! Weltmeister – wie fühlt sich das an?

Es ist einfach ein gigantisches Gefühl, einen Traum zu verwirklichen. Seit ich 2009 bei der WM war, war es wirklich mein Ziel, dort irgendwann nochmal teilzunehmen.

War das deine erste WM? Beschreibe doch bitte kurz das Feeling, die Stimmung, den Teamgeist.

Es war meine zweite WM als Teilnehmer. Ich war 2009 schon mal dabei, damals auch in Österreich mit meinem Border Collie in der LARGE Klasse. Das Feeling ist einzigartig, der magische grüne Teppich ein Traum. Man kann das sehr schwer beschreiben. Die Fans sind gigantisch, auch wenn man davon unten in der Halle nicht mehr so viel mitbekommt. Man ist dann schon so in einer Art Tunnel kurz vor dem Lauf.

Wann hast du gemerkt, dass es gut laufen könnte?

Nach dem zweiten Team-Lauf (wo wir fehlerfrei waren) konnte ich erstmals einen kleinen zeitlichen Vergleich zur Konkurrenz sehen. Wir haben in der Einzelwertung hier den zweiten Platz belegt. Da wird einem schon klar, dass vieles möglich sein könnte.

Wie sieht es denn so mit Nervosität bei dir aus? Oder bist du eine immer „coole Socke“?

Natürlich ist man nervös, vor allem wenn es dann nach dem ersten Lauf so gut gelaufen ist. Meine Fans nennen mich auch „Die Maschine“. Nach dem zweiten Platz im Jumping geht man als Vorletzte an den Start und dann heißt es so schön „alles oder nichts“. Man sieht von den letzten 30 Teams dann nicht mehr so viel, da man unten in den Katakomben nicht so viel mitbekommt. Das kann gut oder schlecht sein.

Und wie war es für dich? Gut oder schlecht?

Da die direkten Teams vor mir dann alle Fehler hatten, ist man ein kleines bisschen entspannter am Start, wenn das überhaupt geht.

Jumping-Fox-on-the-run-Black-Bandita

Seit wann und warum machst du Agility?

Ich betreibe den Sport seit 1998, mein erstes Turnier war 1999. Agility ist einfach jedes Mal neu, spannend, aufregend, neuer Parcours, neuer Richter, neue Laufwege, man weiß nicht, was kommt. Der Sport hat sich in den 24 Jahren so rasant entwickelt. Immer noch schneller, noch weiter. Es wird mittlerweile so viel von den Hunden verlangt.

Siehst du da Grenzen?

Das ist eine sehr schwierige Frage. Man sagt immer es geht nicht noch schneller, aber dann kommt wieder so ein Entwicklungsschritt und noch schnellere Parcours. Ich hoff e, dass sich in der Gerätesicherheit einfach noch ein bisschen mehr tut, wie einheitliche Maße bei den Kontaktzonen.

Hast du auch schon anderen Hundesport betrieben?

Ich habe 1993 mit Tunierhundesport angefangen. Seit 2020 betreibe ich auch Hoopers mit einem Teil meiner Hunde. Ebenso seit 15 Jahren Obedience. Aber Agility ist und bleibt aber meine Hauptsportart.

Du führst LARGE- und SMALLHunde. Gibt es einen Unterschied in der Ausbildung und beim Führen im Parcours? Wenn ja, welche?

Ich führe eigentlich LARGE- und MEDIUM-Hunde und ich fi nde, es gibt schon einen Unterschied in der Ausbildung. Jeder Hund ist sehr individuell und benötigt ein etwas anderes Training, ich würde das also nicht nur an der Größe festmachen. Dazu kommt dann auch noch der Hundeführer, der eine ist sportlicher als der andere usw.

Stefanie-Simson-im-fehlerfreien-LaufIst das mit kleineren Hunden auch automatisch leichter, zum Beispiel an den Kontaktzonen?

Nein, auch hier würde ich das nicht pauschalisieren. Es ist einfach anders. Man hat bei SMALL-Hunden oft mehr Zeit, nochmal was zu korrigieren, weil da ein oder zwei Galoppsprünge mehr zwischen den Geräten sind. Dafür haben sie aber auch mehr Zeit, sich selbst noch schnell ein anderes Gerät zu suchen.

Wie trainierst du selbst die Kontaktzonen und kommt man heute bei der starken Konkurrenz an „running contacts“ überhaupt noch vorbei?

Ich trainiere seit sechs Jahren die Zonen auch nur noch „running contacts“. Die Ausbildung ist natürlich sehr zeitintensiv und wenn man in einer gewissen Trainingsphase nicht die Möglichkeit hat, zweibis dreimal in der Woche kurz zu trainieren, dann wird das schon schwer, dem Hund das zu vermitteln.

Auf Wettkämpfen kommt es primär auf Schnelligkeit an, es entscheiden oft Hundertstel über Sieg oder Niederlage. Trotzdem zählt in erster Linie ein fehlerfreier Lauf. Wie schwer ist es, soeine kleine Rakete zu beherrschen und legst du Wert auf Distanz oder Nähe im Parcours?

Ich bin eher der Hundeführer, der nah beim Hund arbeitet und alles mitläuft was geht. Mittlerweile kommt man aber an der Distanz aber auch nicht mehr ganz vorbei. Die Hunde müssen selbstständig die Geräte unterscheiden können und eben auch mal ohne den Hundeführer arbeiten.

Die meisten Starter hat i.d.R. die LARGE-Klasse. Kann man diese als Königsklasse bezeichnen oder ist das Quatsch?

Es ist sicherlich die Klasse mit den meisten Teams, aber qualitativ haben die Klassen SMALL und MEDIUM extrem aufgeholt. Oftmals rennt auch ein SMALL- oder MEDIUM-Hund als schnellster durch denselben Parcours.

Stefanie-Simson-mit-ihren-HundenWarum sind aus deiner Sicht Border Collies und Shelties die am meisten gesehenen Hunde in den Parcours?

Sie bringen einfach sehr viel Schnelligkeit und Trieb mit, arbeiten gerne und sind natürlich auch sehr aktive Hunde. Das ist aber auch nicht immer von Vorteil. Man muss es auch gehandelt bekommen.

Könntest du dir auch mal eine andere Rasse vorstellen?

Ich habe im Jahr 1994 mit einem Berner Sennenhund im Hundesport angefangen, bin aber dann sehr schnell dem Border Collie und Sheltie verfallen. Aktuell kann ich es mir eher nicht vorstellen, eine andere Rasse zu führen.

Seit 2011 züchtest du ja auch Border Collies. Warum hast du dich für die Rasse entschieden und nicht auch für den Sheltie? Wie sieht dein Zuchtziel aus?

Zu den Border Collies auch Shelties zu züchten, war durchaus auch geplant, allerdings ist aus dem Sheltiemädchen vor sechs Jahren dann erstmal ein Rüde, der kleine „Keks“, geworden.

Unser Zuchtziel ist es, gesunde, wesensfeste Hunde mit dem rassetypischen Arbeitswillen zu züchten. Es ist einfach etwas ganz Besonderes, den eigenen Hund von der ersten Minute seines Lebens zu begleiten. Wir haben bisher aus jedem Wurf einen Hund behalten.

Was machst du berufl ich? Und wie bekommst du Beruf und den Agilitysport auf diesem Niveau unter einen Hut?

Ich arbeite Teilzeit in einer Soft warefi rma. Dazu betreibe ich noch nebenberufl ich das Meldeportal www.webmelden.de und bin Trainer in unserer Hundesporthalle Dogs World Arena (www.dogs-world-arena.de). Von daher ist da schon sehr viel mit Agility kombiniert.

Wie bist du zu Fox on the run Black Bandita gekommen? Ist das dein Hund?

Bibi ist nicht mein Hund. Ich habe Bibi vor ca. fünf Jahren kennengelernt. Seit drei Jahren trainiert ihr Besitzer mit ihr bei mir. Mehr oder weniger geplant bin ich 2021 im August mal ein Turnier mit Bibi gelaufen, weil der Besitzer krank war. So hat das Eine dann das Andere ergeben. Wir sind bei den WM-Qualis angetreten und haben die SMALL-Konkurrenz gewonnen.

Geschichten, die das Leben schreibt, toll! Beschreibe doch deinen Champion etwas bezüglich Charakter und Leistungsvermögen.

Bibi ist immer gut drauf! und sie hat immer Lust auf Agi. Zuhause im Rudel ist sie gerne Prinzessin, sie sucht nie Streit, fremde Menschen und Hunde interessieren sie nicht. Sie ist absolut tough und im Alltag ruhig. Und eigentlich ist sie ein Papa-Kind.

Wie oft trainierst du mit deinen Hunden und wie sieht so ein Training im Aufbau aus?

Ich versuche einmal in der Woche mit meinen Hunden zu trainieren. Aber mir fehlt da auch oftmals die Zeit. Wir trainieren natürlich viel die Basics, wie den Gerätefokus, die Geräteunterscheidung und die Kontaktzonen. Nur ab und zu laufe ich einen vollständigen Parcours, meistens sogar nur auf dem Turnier.

Danerys-Razz-Peach-Keks-FlyWas tust du für/mit deinen Hunden, um sie fit zu halten?

Lange Spaziergänge, Joggen, manchmal Fahrrad fahren. Aber sie dürfen auch ganz oft einfach Hund sein und auf der Couch chillen.

Welches sind die aus deiner Sicht fünf größten Events im Agility?

Die FCI-Weltmeisterschaft, die European Open und dann gibt es natürlich immer noch rassespezifische Events, wie Border Collie Classics, Internationales Sheltie Turnier, usw.

Welche Ziele hast du für die Zukunft?

Ich wünsche mir in erster Linie, dass meine Hunde und meine Familie gesund bleiben. Und natürlich möchte man wieder an EO und/oder WM teilnehmen.

Alles Gute dafür, weiterhin viel Erfolg und lieben Dank für das Gespräch!

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