DVG BSP CaniX 2023 Euskirchen

Auch Tierschutzhund kann Bundessiegerprüfung

 

Hunde jagen „full speed“ mit ihren Menschen im Schlepptau über die Piste. Es ist diese Dynamik, die Fotografin Ingrid Blüm fasziniert und die sie am letzten Wochenende auf der Bundessiegerprüfung des DVG im CaniCross, Dogscooter und Bikejöring perfekt im Bild einfangen konnte. Die Veranstaltung fand am 4./5. März in Euskirchen statt. Die Strecken führten durch die renaturierten Erftauen, einem sehr schönen Naherholungsgebiet und waren teilweise anspruchsvoll.

Beste Voraussetzungen für eine tolle Veranstaltung. Sportlich war es auch ein Highlight für die Zughundesport-Szene. Leider fand am selben Wochenende auch der Schwabentrail statt, sodass die Sportler sich entscheiden mussten, auf welchem Event sie starten möchten. Trotzdem gingen über 100 Teams bei der BSP an den Start. Unter ihnen auch Isabell Eberhardt mit ihrem fünfjährigen Rüden „Nitro“. Der Wolfshund-Podenco Mix stammt aus dem Tierschutz und ist mit seinem Frauchen bei den beiden CaniCross Läufen angetreten. 

 

Heat 1 für Isabell und Nitro

„Dabei sein ist alles!“

Isabell hat sich bewusst für einen Tierschutzhund entschieden. „Ich habe gehofft, dass ich mit ihm Zughundesport machen kann. Aber bei einem Hund mit so einer Vorgeschichte weiß man natürlich nicht, wie sich das entwickelt.“ Auch die beiden Rassen, die Nitro in sich vereinigt, sind nicht die klassischen Zughundesportler – beide sehr eigenständig und nicht gerade für ihre Kooperationsbereitschaft bekannt. „Nitro hat auch keinen „will to please“. Wir haben uns eher unverhofft für die BSP qualifiziert“, berichtet Isabell. Sie hat herausgefunden, dass es Nitro motiviert, mit anderen Hunden zu laufen. „Das spornt ihn an. Ich glaube, er misst sich gerne mit ihnen. Auf jeden Fall läuft er auf Veranstaltungen mega!“ Deshalb ist Isabell im letzten Jahr bei vielen Rennen angetreten und hat sich so quasi nebenbei für die Canicross DVG Bundesiegerprüfung qualifiziert. 

Für Isabell und Nitro war es ein tolles Erlebnis, bei der BSP teilzunehmen. „Wir sind nach dem Motto gestartet: Dabei sein ist alles! Für Nitro und mich war es die erste Großveranstaltung auf diesem Niveau.“

 

Gemeinschaft statt Konkurrenz 

„Das Miteinander mit den anderen Teilnehmern habe ich super positiv wahrgenommen. Man ist mit ganz vielen ins Gespräch gekommen und hat sich ausgetauscht. Alle waren hilfsbereit und man hat sich gegenseitig angefeuert. Auch von Seiten des Veranstalters lief es bei den Läufen gut. „Das war sehr transparent am Start. Man wurde noch mal angesprochen, wann man dran ist. Als es dann losging, wurden wir am Start eingewiesen. Das war wirklich sehr gut. So wusste man immer genau, was passiert und wie der Start vonstatten geht.“

Torsten Gerlach Scooter mit zwei HundenNachdem der Startschuss gefallen war, ging es auf die Strecke, die entlang der Erft und durch die Erftauen führte. Leider war am ersten Tag bei der Langstrecke der Anteil, der über asphaltierte Wege verlief, relativ hoch. 

Außerdem führte die Strecke nach ca. ¾ des Weges direkt am Ziel vorbei. „Da sind viele Hunde beim Laufen aus dem Zug gegangen – Nitro auch“, erzählt Isabell. „Die Hunde kennen es, dass der Lauf da normalerweise endet. Klar kann man ihnen sagen: Wir müssen noch weiterlaufen, aber die Hunde haben da im Prinzip abgeschaltet. Es gab nur wenige Teams, die da genauso fokussiert weitergelaufen sind wie im Rest des Rennens. Die letzte Schleife hatte es auch insofern in sich, als jetzt das „head on passing“ kam – also die frontale Begegnung mit den Teams, die hinter einem liefen.“ 

Ich vermute, dass die Veranstalter die Strecke vielleicht so gelegt haben, damit die Zuschauer und Fotografen mehr vom Rennen mitbekommen. Isabell weiß es nicht. Sie hat aber die Vermutung, dass die Wege für die Langstrecke einfach nicht ausreichten. „Ursprünglich hieß es, dass wir die vollen 5000 Meter laufen. Das stand auch so in den Unterlagen, die wir im Vorfeld bekommen haben. Der Grund: einige Teilnehmer wollten die Veranstaltung als Quali nutzen – ich glaube für die VDH Meisterschaft. Und dafür müssen die vollen 5000 Meter gelaufen werden. Im Nachhinein habe ich dann auf der Ergebnisliste gelesen, dass die Strecke nur 4500 Meter lang war. Das aber wurde nicht weiter kommuniziert. Deshalb weiß ich auch nicht, ob es nicht vielleicht eine Notlösung war.“

Andrea UllrichEin noch größeres Manko war, dass sich nur an wenigen Stellen Streckenposten befanden. So kam es mehrfach vor, dass Spaziergänger über die Rennstrecke schlenderten oder sie überquerten. „Das war für uns Läufer nicht so schlimm, aber beim Bikejöring und bei den Dogscootern war es gefährlich“, schildert Isabell. Das kann man sich vorstellen, wenn man bedenkt, dass die Gespanne mit Spitzengeschwindigkeiten von 45 km/h angerast kommen. 

„Mehr Streckenposten wären gut gewesen und das ein oder andere Schild aufzustellen, hätte auch geholfen“, findet Isabell. „Dann wären die Leute vorgewarnt gewesen und hätten sich nicht gewundert, dass sie von Radrennfahrern mit Hund angebrüllt werden: „Aus dem Weg!“ Wir haben dann selbst die Spaziergänger darauf hingewiesen. Aber das ist ja eigentlich nicht die Aufgabe von Hundesportlern und Zuschauern.“

Apropos Zuschauer… Die hätten sich, genauso wie die Aktiven, gefreut, wenn sie sich mal irgendwo aufwärmen oder zumindest hinsetzen hätten können. Ein paar Bierbänke und Pavillons hätte man doch für eine Bundessiegerprüfung wohl besorgen können.

Für Isabell überwiegt trotzdem der positive Eindruck. „Die Atmosphäre war angenehm, der Kontakt mit den anderen Sportlern sehr nett und ausgesprochen fair.“ Außerdem ist sie stolz darauf, dass sie es mit ihrem Tierschutzhund Nitro bis zur BSP geschafft hat. Und das kann sie auch sein! 

Hier die Ergebnisse der Veranstaltung im Detail: https://www.dvg-hundesport.de/home/sportarten/turnierhundsport/canicross/bundessiegerpruefung-canicross/bsp-2023.2cd.de.html

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