Dogfrisbee stammt aus Amerika, ist dort seit Jahrzehnten populär. Die Entwicklung in Europa ist noch relativ jung. Dass inzwischen aber auch Europameisterschaft und Weltmeisterschaft bei uns in Deutschland stattfinden, zeigt wohl, dass die Begeisterung für diesen Sport auch hier zu Lande stark wächst.
„Normalerweise fängt die deutsche Dogfrisbee-Saison in Karlsruhe an. Im April!“, sagt mir Nadine Krei, die seit 2012 mit dem Dogfrisbee-Virus infiziert ist und ebenfalls aktiv auf Turnieren und Meisterschaften dabei war. Diesmal jedoch lies sie anderen den Vortritt. Ihr Hund ist in die Jahre gekommen und darf nur noch gelegentlich die Scheibe „jagen“. Aber auch wenn gerade selbst nicht aktiv, Nadine ist seit drei Jahren auch Richterin und fotografiert sehr gern gelegentlich die musikalische Interaktion auf dem Feld.
Für das Wochenende 03./04. Juli 2021 organisierte das Team um Lina und Patrick Engelken das erste Dogfrisbee-Event nach dem Shutdown in Deutschland. Ort des zum dritten Mal stattfindenen Stadtmusikanten-Cup, der als AWI-Qualifier am Samstag und als UFO Major am Sonntag ausgetragen wurde, war der Vereinsplatz beim TV Oberneuland.
Dogfrisbee ist ein verbandsunabhängiger Sport, den es in verschiedenen Regelwerken gibt und der noch nicht FCI anerkannt ist. Allen gleich ist aber die Aufteilung in die Disziplinen „Freestyle“ und „Distanz“. Unterschiede gibt es u.a. bezüglich Feldabmessungen, Zeiten, Bewertungen und Scheiben. Dazu können interessierte Leser in einem anderen Blogartikel genauer nachlesen.
In beiden Regelwerken darf man im Distanzwettbewerb nur eine Scheibe verwenden, die 60 Sekunden in definierte Zonen geworfen werden muss. In der vorgegebenen Zeit schaffen die Hundeführer i.d.R. vier bis fünf Würfe. Entscheidend ist die Platzierung der Scheiben in entsprechenden Punktezonen und, ob der Hund die Scheibe fängt oder nicht. Kein Fangen, keine Punkte. Bezeichnung, Spielfeldgröße, die Zonen und die Punkteverteilung sind in den Regelwerken AWI und UFO unterschiedlich. In beiden gleich: es darf nur eine Scheibe verwendet werden, ein schneller, apportierfreudiger Hund ist also vorteilhaft.
Gewonnen hat das Toss & Catch (AWI) Istvan Fodor mit Bree, der in beiden Durchgängen jeweils fünf Würfe schaffte, wovon seine Bree jeweils vier gefangen hat und 15 Punkte erreichte. Am Sonntag im UFO Throw & Catch hatte Guido Averesch mit Phoebe die Nase vorn und gewann mit zwei Punkten Vorsprung vor Istvan und Bree.
Freestyle heißt die zweite Disziplin in beiden Regelwerken. Es gibt auch für diese eine Disziplinenwertung, er den „Combined-Titel“ im Auge hat, muss distance und freestyle spielen. Nach in den Regelwerken unterschiedlichen Wertungen, kann man sich in beiden Disziplinen "only" und auch für den Gesamttitel "combined" für die jeweilige EM und WM qualifizieren.
Und auch wenn es wieder nur kleine Unterschiede in den einzelnen Regelwerken gibt, am Ende kommt es darauf an, in 120 Sekunden den Richtern eine selbsterstellte freestyle Kür zu zeigen. Beiden Regelwerken gemein sind die vier Bewertungskriterien: Mensch – Hund – Team und Gesamteindruck. Für jede ist ein Richter zuständig. Am Samstag richteten Jürgen Bartz, Nadine Averesch, Angela Tederke und Jan Mischok die AWI-Disziplinen. Die Bewertungen für die UFO kamen von Bettina Koch, Jan Mischok, Kristina Schumacher und Timo Kehlbeck.
Interaktionen mit dem Hund sind ein Kriterium, das sich in den Bewertungen widerspiegelt. Es geht um den „Flow“ und eine attraktive Gestaltung des Programms, die den Gesamteindruck hebt. Auch die gewählte Musik spielte eine Rolle, denn ein langsamer Hund mit schneller Musik, passt genauso wenig zusammen, wie ein kleiner zarter Hund und harte Musik. Alles muss aufeinander abgestimmt sein und in zwei Durchgängen präsentiert werden. Das hat am Samstag Christina Weiß mit Bazinga am besten umgesetzt. Und am Sonntag Istvan Fodor mit Bree.
Im Freestyle sieht man viele Elemente aus anderen Sportarten, wie beispielsweise dem Dogdancing und dem Trickdog. Die Richter wollen saubere Führtechniken sehen und oft werden Elemente dieser Sportarten genutzt, um den Hund vor einem Sprung im Tempo zu bremsen oder um ein neues Set einzuleiten.
In der Kombiwertung (combined) zählen dann für die Top-10 beide Freestyles und die bessere „Distance“. Gesamtsieger nach der AWI wurde Julia Zimmermann mit Minai. UFO Major-Sieger wurde Istvan Fodor mit Bree.
„Leider waren in diesem Jahr keine Zuschauer vor Ort zugelassen und auch die Anzahl der Starter war weniger als gewohnt. Viele haben aufgrund der Pandemie doch noch Reisehemmungen", so Nadine. Normalerweise starten auf einem UFO Major um die 60 Teams, in Bremen waren es um die 40. Aber der Hundesport läuft wieder an und das Füreinander-da-sein-und-sich-gegenseitig-unterstützen ist in der Frisbeeszene unschlagbar und deswegen ist sie auch ohne Start anwesend gewesen. Für Nadine ist Dogfrisbee eine Leidenschaft und deswegen ist es ihr auch besonders wichtig klarzustellen, dass es nicht die spektakuläre Action ist, die viele sehen, die den Sport ausmacht! Und deswegen beendet die aktive Dogfrisbeespielerin und Fotografin unser kleines Gespräch mit den Worten:
„Deswegen mag ich eigentlich nicht die Sprungbilder, sondern Bilder, die ein Team zeigen, die Einheit, die gemeinsamen Bewegungen, das blinde Vertrauen. Das macht unseren Sport aus! Ohne beiderseitiges Vertrauen und ohne Teamgeist wären die so bekannten "spektakulären" Tricks gar nicht möglich. Dieser Sport lässt ein wunderbares Band zwischen Mensch und Hund entstehen, welches ein großes Geschenk ist, wenn man es einmal erleben durfte.“