DogDance: Tanzen ist Kunst
Kunst entsteht, wenn Leidenschaft und Können auf glückliche und motivierte Hunde treffen.
Elke Boxoen heißt die Freestyle-Königin im Dog Dance, die sich in Leipzig auf der Weltmeisterschaft die Krone aufgesetzt hat. Die 32-Jährige macht seit 2007 Hundesport und konnte im letzten Jahr in zwei verschiedenen Sportarten an einer FCI WM teilnehmen. Auch im Obedience durfte die sympathische Belgierin ihr Land vertreten. Dieser Erfolg scheint fast einmalig, denn zumindest ich kenne keinen Hundesportler, der das schon mit einem Hund geschafft hat. Elke, die als professionelle Trainerin Hunde und ihre Halter coacht, hat selbst sechs Hunde. Zu ihrer „Familie“ gehören ein Deutscher Schäferhund (11 Jahre), ein Pyrenean Shepherd (3 Jahre) und vier Border Collies (12, 9, 7 und 5 Jahre). Luna Tale Jessy (7 Jahre) ist ihr derzeitiges „heißes Eisen im Feuer“ und sie erzählte mir, wie sie ihre persönlichen Herausforderungen angeht:
FCI-Weltmeister im Dog Dance - wie fühlt sich das an?
Elke Boxoen: Stolz. Ich bin einfach nur unglaublich stolz auf meinen Jessy. Ich kann es eigentlich immer noch nicht wirklich glauben. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl! Wenn man mit Tieren arbeitet, kann man nie wissen, wie das Ergebnis sein wird. Daher versuche ich immer keine Erwartungen zu haben.
War das Deine erste FCI Weltmeisterschaft im Dog Dance?
Elke Boxoen: Ja tatsächlich. Das war es. Jessy ist mein erster Hund mit einer FCI-Ahnentafel.
Wann hast Du mit Dog Dance angefangen und warum gerade diese Sportart?
Elke Boxoen: Ich begann 2007, als ich meinen ersten Border Collie GISMO adoptiert hatte. Ich habe mit ihm Agilitysport gemacht und ihm viele Tricks beigebracht. Dann bin ich auf Tina Humphrey aufmerksam geworden, die mit ihrer Chandi 2005 als bis heute einziges Team auf der Crufts den Hattrick geschafft hat. Das hat mich inspiriert und ich habe den Canine-Freestyle für mich entdeckt. Und der Traum, diesen Sport mit meinen Hunden zu machen, hat nie aufgehört.
Was fasziniert Dich gerade an diesem Sport?
Elke Boxoen: Das Beste an Dog Dance sind die Emotionen, die damit verbunden sind! Du kannst Deiner Kreativität freien Lauf lassen und alles ausprobieren, was Du willst. Es ist Kunst, die Du mit Deinem Teampartner Hund schaffst.
Dog Dance ist eine Hundesportart, die noch in der Entwicklung ist. Was können Aktive wie Du für ein positives Image und mehr Bekanntheit tun? Was sind Deine Wünsche für den Sport?
Elke Boxoen: Ich denke, die Leute, die mal eine Dog Dance Show gesehen haben, spricht an, dass die Hunde glücklich und motiviert sind. Sie zeigen anspruchsvolle Elemente und die Musik dazu bringt eine gewisse Stimmung. Das gefällt. Ich persönlich liebe einen glücklichen Hund, mit einer gesunden Dosis an Motivation und Geschwindigkeit, der die technische Seite unserer Choreographie beherrscht. Und ich möchte mit meinen Auftritten begeistern und eine Message an die Zuschauer weitergeben. Meine Wünsche für den Sport sind einfach. Jeder soll sein Kunstwerk gestalten und die Leidenschaft der Zusammenarbeit weitergeben. Dog Dance ist echte Teamarbeit!
Ist Luna Tale Jessy Dein erster Hund in dieser Sportart?
Elke Boxoen: Nein. Gismo war mein erster Border Collie. Mit ihm habe ich die Dog Dance Welt entdeckt. Zusammen mit meinem zweiten Hund Puma ist meine Sucht weiter gewachsen ... und dann kam Jessy.
Jessy stammt aus einer Border Collie-Zucht, die im letzten Jahr auch den ersten Border Collie auf der FCI WM IPO hatte, ein historischer Moment. Warum hast Du Dir aus dieser Zucht einen Welpen gekauft?
Elke Boxoen: Jessy ist mein allererster gekaufter Welpe. Ich hatte gehört, dass Luna Tale nette Hunde hat. Die Zuchtstätte ist eine große, also nahm ich an, dass es dort eine Menge Wissen gibt. Aber leider war die Kombination von Jessys Eltern genetisch nicht ideal. Aber ein guter Trainer kann jeden Hund an die Spitze bringen und ich habe viel Respekt für den Trainer von Link!
Erzähl mir doch bitte etwas über den Charakter von Jessy.
Elke Boxoen: Jessy ist ein schüchterner Junge, den ich unterstützen muss! In all den Jahren sind wir immer aufeinander zugegangen und jetzt wissen wir gut, wie wir uns ergänzen können. Er ist immer begierig etwas zu lernen, hat eine hohe Ausdauer in seinem Tun, aber auch eine sensible Seele.
Du bist mit der E.T.-Nummer Weltmeister geworden. Wann hattest Du die Idee?
Elke Boxoen: Der Film E.T. war in meiner Kindheit mein Lieblingsfilm und dann entsteht der Gedanke einfach, daraus eine Dog Dance Geschichte zu machen.
Wie lange dauert es, bis so eine Nummer sitzt?
Elke Boxoen: Das hängt natürlich primär von der eigenen Motivation ab. Man muss bereit sein, seine ganze Freizeit zu investieren. Es fängt damit an, dass man für die Musik passende Übungen findet. Da muss man etwas erfinderisch sein, sich eine Geschichte ausdenken. Die Übungen müssen auch für deinen Typ Hund physisch machbar sein, zu ihm passen. Und lernen muss er sie auch erst. Also das dauert schon eine Weile.
Wie viele Tricks enthält so eine Choreographie, die ja doch mit ca. vier Minuten schon ziemlich lang ist?
Elke Boxoen: Die Anzahl der Tricks ist natürlich abhängig vom Thema und der Choreographie, die man sich ausdenkt. In der E.T.-Nummer zeigt Jessy 119 Tricks.
Wie wichtig ist eine gute Abstimmung der Vorführung mit der Musik?
Elke Boxoen: Das ist für mich ganz wichtig. Das ganze Stück muss stimmen, um mit der Geschichte die richtigen Emotionen vermitteln zu können. Die richtige Abstimmung mit der Musik ist die schwierigste Aufgabe und bedeutet monatelange Arbeit.
Die E.T.-Nummer dauert, wie bereits gesagt, um die vier Minuten. Wie motivierst Du den Hund und hältst dessen Konzentration?
Elke Boxoen: Das gelingt nur dann, wenn ich meine Hausaufgaben vor und nach dem Training mache. Es ist meine Aufgabe alles im Gleichgewicht zu halten. Ich gestalte die Trainingseinheiten lustig und abwechslungsreich, versuche alles möglichst genau zu planen.
Wenn ein Hund Spaß hat an dem was er tut, dann konzentriert er sich auch viel besser. Agility ist selbstbelohnend während des Laufens. Wie ist das im Dog Dance?
Elke Boxoen: Ja, eigentlich genauso. Wenn man die Lernprinzipien richtig anwendet, dann wird auch in der Choreographie jede Übung selbstbelohnend. Im Agility haben die Hunde Spaß und im Dog Dance eben auch. Und Spaß ist selbstbelohnend.
Arbeitest du schon an einer neuen Choreographie für die WM 2018?
Elke Boxoen: Ja. Seit diesem Jahr habe ich eine neue komplexe Geschichte angefangen, aber derzeit konzentrieren wir uns auf die FCI Obedience Weltmeisterschaft im Juni 2018. Wir werden sehen, ob wir bereit sind für den WM-Freestyle im August. Das kann ich jetzt noch nicht abschätzen.
Du bist als Titelverteidiger schon qualifiziert?
Elke Boxoen: Ja, das stimmt, wir sind schon qualifiziert für die WM.
Du warst mit Jessy auch auf der FCI WM Obedience dabei 2017. Zwei WMs in einem Jahr in verschiedenen Sportarten. Wow! Welchen Sport liebst Du mehr, welchen Jessy?
Elke Boxoen: Das kann ich nicht so genau sagen. Jessy mag die Vielfalt! Mein Herz ist eher beim Freestyle, weil ich Kunst liebe. Aber mich fasziniert auch die Perfektion im Gehorsam und deshalb mache ich mit Jessy auch Obedience. Ich finde es aber persönlich sehr schwierig, ständig zwischen den Sportarten zu wechseln, beides zu machen. Es erfordert viel Konzentration von mir, Jessy optimal zu führen. Aber wenn ich dann in seine Augen sehe, weiß ich warum ich mir das gebe.
Dann führst Du Jessy 2018 wieder auf beiden Events?
Elke Boxoen: Vielleicht. Mein Hauptaugenmerk liegt 2018 aber auf der Obedience WM. Dafür trainieren wir derzeit mehr. Ob unsere neue Choreographie bis August schon vorzeigbar ist, werden wir sehen.
Hilft Dir die Ausbildung im Obedience für die Arbeit im Dog Dance?
Elke Boxoen: Absolut. Gehorsam ist eine solide Grundlage für jede Art der Arbeit mit dem Hund. Aber im Obediencesport wird jeder kleine Fehler bestraft. Das macht es schwieriger.
Das macht Obedience komplexer und anspruchsvoller? Braucht der Sport mehr Training?
Elke Boxoen: Das ist eine schwierige Frage, weil beide Sportarten im Training herausfordernd sind und damit zeitintensiv. Ich denke trotzdem, dass Dog Dance anspruchsvoller ist, weil man für ein Thema viel Zeit braucht und ja mehrere Themen einstudiert. Man kann ja nicht jahrelang die gleiche Choreographie laufen. Verschiedene Themen haben unterschiedliche Musik, unterschiedliche Kostüme, neue Tricks etc.. Du sammelst Erfahrungen, lernst mit dem Hund und wächst an dem, was Du tust, bis es Routine ist.
Wie viel trainierst du mit dem Hund in der Woche?
Elke Boxoen: Das hängt davon ab, welche Herausforderungen geplant sind. Um Obedience zu üben, brauche ich viel Platz. Das mache ich gern auf einem Fußballplatz oder am Strand. Dog Dance mache ich in unserem Garten oder auf Plätzen in der Nachbarschaft. Ich trainiere hauptsächlich, weil es Spaß macht, ich denke so zweimal in der Woche. Für den Rest genießen wir einfach die Natur.
Vielen Dank Elke für das interessante Gespräch und viel Erfolg bei der FCI WM Obedience. Vielleicht sehen wir uns da!