Nicht nur Wetter-Kapriolen schlugen bei der DVG Bundessiegerprüfung zu
Unvorhersehbare Wendungen machen nicht nur Filme, sondern auch den Hundesport spannend. Diese Erfahrung musste auch das Team der Landesgruppe Baden-Württemberg machen. Sie reisten durchaus mit berechtigten Ambitionen nach Zehdenick zur diesjährigen Bundessiegerprüfung des DVG an. In den letzten Jahren musste man das Team immer auf der Rechnung haben, wenn es um die vorderen Plätze und um die Quali für die VDH DM ging. Leider konnten in diesem Jahr nicht alle Teammitglieder ihre Ziele erreichen.
Mannschaftsführer Yannick Kayser stand letztes Jahr noch selbst ganz oben auf dem Podest. Und als Sahnehäubchen obendrauf, gewann sein Sohn den Jugend-Meistertitel! „Wir waren die letzten Jahre sehr erfolgsverwöhnt“, erzählt Yannik Kayser. „Dieses Jahr gab es jedoch Höhen und Tiefen.“
Auf eine Familie ist Verlass
Ein Erfolg war das Erreichen des neunten Platzes von Yannicks Partnerin Anne Eisemann. Ihr Hund Django (del Pableras) hat letztes Jahr vermutlich aufgrund eines Zecken Spot-On Mittels eine schwere Vergiftung erlitten, die er nur mit Glück überlebt hat. „Seitdem kämpfen wir immer wieder damit und der Hund ist nicht mehr der, der er vorher war. Und so waren wir sehr happy, dass er eine so gute Leistung gebracht hat.“
In der Fährte wäre aber eigentlich noch etwas mehr drin gewesen. Das Gelände war vermeintlich einfach und gleichmäßig. Und so kann man in der Ergebnisliste nachlesen, dass Leistungsrichter Rolf Panzlaff sage und schreibe 25-mal die Wertnote „V“ vergeben konnte. Yannick berichtet: „Das Hauptproblem war, dass die Hunde schon mal einen Gegenstand liegen ließen. So auch Django.“ Damit waren schon mal sieben Punkte weg. Ein bisschen Pech hatten Anne und Django dann auch noch, denn es gab eine Beißerei ein-, zweihundert Meter entfernt von ihrer Fährte. „Es gab ein Riesengeschrei, gerade als Django beim Verweisen war. Dadurch war er nicht mehr hundertprozentig fokussiert.“ So brauchte Anne ein Zusatzhörzeichen, damit Django die Fährte wieder aufnahm und weitersuchte. „Beim Suchen wäre es wahrscheinlich kein Problem gewesen“, vermutet Yannick, „aber beim Verweisen hat er sich ablenken lassen.“ Dass der Rest der Fährtenarbeit wirklich überzeugend war, sieht man daran, dass das Team mit 90 Punkten vom Acker ging. Ein schönes Trostpflaster gab es dann in Abteilung C für die beiden. Da konnte Django vollends überzeugen und absolvierte den besten Schutzdienst der Veranstaltung. Bravo!
Überhaupt unter die Top Ten zu kommen, ist eine tolle Leistung. Das sind die begehrten Plätze, denn die zehn Bestplatzierten qualifizieren sich für die VDH DM. Aus dem Team Baden-Württemberg konnte dieses Ziel noch eine Starterin erreichen: Maria Neutz mit ihrem Lupano's Rocket! Die beiden erkämpften sich völlig verdient den zehnten Platz.
Maria startete zuerst in der Unterordnung. „Trotz der plötzlichen Wärme am Samstag, waren die Hunde aus unserem Team sehr gut drauf. Auch Rocket war sehr motiviert, vielleicht sogar etwas zu viel. Beim Apport auf ebener Erde ist sie mit dem Holz in mich reingekracht. Das war unser größter Fehler in der Unterordnung.“ Und deshalb ist es auch nicht wirklich nachvollziehbar, warum Leistungsrichter Klaus Jürgen Glüh „nur“ 85 Punkte für die schöne Arbeit von Maria und Rocket vergab. Maria nimmt es sportlich und das kann sie auch, da sie sich bereits durch ihren 6. Platz beim CACIT Germany für die VDH DM qualifiziert hat.
Aber bitte mit Sahne
Auch Maria konnte am Sonntag in der Fährte ihrer Leistung noch das Sahnehäubchen aufsetzen: „Meine Hündin hat wirklich super gesucht und ich freue mich sehr über die 100 Punkte.“ Lohn für gute Vorbereitung. Maria hat ihre Hündin extra auf diese „vermeintlich“ einfachen Bedingungen vorbereitet. „Damit sie immer auf der Hut bleibt und nicht oberflächlich wird“, erklärt Maria. Der Sandboden, wie er in Zehdenick war, stand ihr Zuhause allerdings nicht zur Verfügung. „Dafür bin ich dann auf sehr sauber geeggte Äcker gegangen. Damit ich etwas einigermaßen Vergleichbares habe. Denn in der Regel ist der Boden bei uns relativ schwierig.“ Wenn das mal nicht professionell ist. „Beim zweiten Hund lernt man so langsam“, entgegnet Maria. „Mit meinem ersten Hund ist so was schon mal schief gegangen.“
Ein Titel geht wieder nach Baden-Württemberg
„Ein toller Erfolg war es, dass Jennifer Horn den Jugend-Meistertitel gewinnen und wieder nach Baden-Württemberg holen konnte“, freut sich Yannick. Doppelte Freude bei Jennifer, denn der Titelgewinn berechtigt sie auch zum Start bei der VDH Deutschen Meisterschaft IGP. Wir drücken dir die Daumen, Jennifer!
So weit zu den Erfolgsgeschichten... Leider konnten nicht alle Teammitglieder die Leistung auf den Platz bringen, die sie normalerweise drauf haben. So ist das im Hundesport. Wir haben einen vierbeinigen Partner an unserer Seite und keinen Roboter. Und mal ehrlich... Platz 21 Mandy Gläser, Platz 23 Alexandra Horn und Platz 29 Sue Chandraratne - das ist immer noch mehr als respektabel! Ja, natürlich ist man enttäuscht, wenn man gut trainiert hat und eigentlich mehr drin gewesen wäre. Aber wie heißt es so schön: Aufstehen, Krone richten, weitermachen!
Und dazu sind alle drei Hundeführerinnen auch Profi genug. Mandy Gläser hat mit ihrer Hollandse Herder Hündin „Bico z Kimovy smecky“ bereits an mehreren nationalen und internationalen Meisterschaften erfolgreich teilgenommen. Im letzten Jahr stand sie als Drittplatzierte auf dem Treppchen bei der WDSV World Championship, erreichte Platz 7 bei der DVG BSP und qualifizierte sich so direkt für die VDH DM IGP.
Alexandra Horn gewann im letzten Jahr die DVG Landesmeisterschaft in Baden-Württemberg mit ihrem Deutschen Schäferhund „Pablo von der Sigisliebe“. Bei der BSP erschnüffelte sich der Rüde 98 Punkte in der Fährte und hat sich auch in Unterordnung und Schutzdienst keine dicken Patzer erlaubt. Allerdings wünscht sich Leistungsrichter Markus Klukas, dass er sich an diesem Tag sicherer in der Auseinandersetzung mit dem Helfer zeigen müsse.
Auch Sue Chandraratne ist eine erfahrene Hundeführerin, die bereits beim DMC Championat, der VDH DM und auch bei der letztjährigen DVG BSP mit auf dem Treppchen stand. Die Unterordnung ihrer Mali-Hündin „Da Liah Primus Proeliator“ lief bis einschließlich der Steh-Übung sehr gut. Dann kamen leider ein paar teure Fehler. Die Hündin verpatzte leider alle drei Apportierübungen. Damit hatte niemand gerechnet. Auch Yannick nicht: „Sue und ihre Hündin sind eigentlich eine sichere Bank!“ Das waren die beiden dann im Schutzdienst wieder und auch bei der am nächsten Tag folgende Fährte: 100 Punkte. So endete die Veranstaltung für die beiden versöhnlich.
Die Stimmung im Team war trotzdem super, bestätigen Maria und Yannick. „Wir hatten zum ersten Mal Teamkleidung. Vielen Dank für die Unterstützung von Sporthund. Das ist bei allen Teammitgliedern sehr gut angekommen und hat natürlich auch zum Mannschaftsgefühl beigetragen“, so Yannick. „Wenn dann aber so krasse Dinge passieren, wie bei einzelnen, ist man natürlich schon enttäuscht. Vor allem, wenn man sich mehr ausgerechnet hatte. Nichtsdestotrotz hatten wir eine gute Zeit.“ Das findet auch Maria: „Die Veranstaltung war super organisiert. Das Stadion war top. Man hat sich da sehr wohl gefühlt.“
Nichts zu meckern
Auch für die Helferarbeit haben die beiden nur lobende Worte. „Jörn Bornowski, der Helfer im ersten Teil, hat sehr gleichmäßig und fair gearbeitet und Benny hat die Hunde im zweiten Teil wirklich super angenommen“, berichtet Maria. „Ich hab ja auch eine sehr schnelle Hündin. Wenn man dann so einen Helfer wie Benny hat, dann fühlt man sich sicher aufgehoben.“
Trotz der hervorragenden Leistungen sorgte die Nominierung von Benjamin Klöck für Diskussionen. Er musste nicht an der Helfersichtung teilnehmen, sondern wurde gesetzt. Dazu Yannick: „Das kann man so machen, aber dann sollte man das vor der Helfersichtung kommunizieren. Dann können sich die Helfer überlegen, ob sie an der Sichtung teilnehmen möchten, wenn nur noch ein Helfer gesucht wird. Das wäre fairer gewesen.“
Bei der Sichtung hat sich Jörn durchgesetzt und kam, wie gesagt, im Schutzdienst Teil 1 zum Einsatz. Die Ersatzhelfer waren Lars Kamp, Alexander Kiefer und Sascha Litkar.
Über die Leistungen der Richter wird immer diskutiert. In der Fährte richtete Rolf Panzlaff, in der Unterordnung Klaus Jürgen Glüh und im Schutzdienst Markus Klukas. Letztgenannter war zum ersten Mal auf dieser Ebene im Einsatz und machte seine Sache richtig gut. Bei der Siegerehrung hob DVG Vizepräsident Wolfgang Pahl das extra noch lobend hervor.
„Was mir sehr positiv aufgefallen ist, war der respektvolle Umgang mit den Hundeführern“, erklärt Yannick. „Das hat mir gefallen. Die Art und Weise, wie besprochen wurde. Das war wirklich gut.“ Trotzdem hadert Yannick mit dem ganzen Beurteilungssystem im Hundesport. Aber das würde an dieser Stelle zu weit führen. Darüber sprechen wir ein anderes Mal und lassen euch natürlich dann wieder daran teilhaben.
Super spannend bis zum Schluss
Wettkämpfe, die bis zum Schluss offen sind, das gefällt den Zuschauern. In Zehdenick hätte es spannender nicht sein können! Am Ende hatten alle drei Podestplätze dieselbe Punktzahl erreicht: 287, Wertnote „vorzüglich“. So entschied die Punktzahl in Abteilung C über den Sieg. Den Titel sicherte sich Anna Marchi aus der LG Nordrheinland mit „Zack vom Further Moor“ vor Lokalmatador Andre Fermum mit „Enzo vom Buxtehuder Bullen“ und Helmut Stegemann mit "Freak von Malihattan" aus Westfalen.
In die Top Ten schafften es am Ende nur Malinois. Durch die vorzeitige Qualifikation von Maria Neutz fahren jedoch auch zwei Deutsche Schäferhunde mit nach Hechingen zur VDH DM: Neben Jennifer Horn mit "Bora" wird auch "Taser XI" mit Gregory Dalton (LG USA) dabei sein.
Allen Teammitgliedern der Landesgruppe Baden-Württemberg wünschen wir alles Gute und viel Erfolg mit euren Hunden! Vor allem Anne, Jennifer und Maria drücken wir die Daumen für die VDH DM!