Beeindruckende Leistungen bei der SV Jugend- und Juniorenmeisterschaft der LG Nordrheinland
Seit seinem sechsten Lebensjahr hat das kleine Mädchen hartnäckig an seinen Eltern gearbeitet, um einen Hund zu bekommen. Mit elf Jahren war es dann endlich geschafft – der Hovawart zog ein. Ihr großer Traum war es, Berry selbst auszubilden, zu führen und auf Wettkämpfe zu gehen. Aber ein Kind hatte in ihrem Rassezuchtverein kein Standing. Also: aus der Traum vom Hundesport. Das kleine Mädchen war ich.
Für die 16 Kinder und Jugendlichen, die auf der diesjährigen Jugend- und Juniorenmeisterschaft der Landesgruppe (LG) Nordrheinland in Sterkrade in den Sparten IGP und Agility starteten, ist es kein Kindheitstraum geblieben. Sie wetteiferten mit ihrem Teampartner Schäferhund um den Titel Jugendsieger der LG 05 und ein Ticket für die Deutsche Jugend- und Juniorenmeisterschaft an Pfingsten in Philippsthal. Unter Insidern auch liebevoll „Pfingstival“ genannt. „Es ist DIE Veranstaltung im SV“, sagt Carmen Posser, Landesgruppen-Jugendwartin, mit strahlenden Augen, wenn sie über das Event erzählt. „Die Deutsche Jugend-und Juniorenmeisterschaft muss man gesehen haben. In drei Bereichen (Agility, IGP und Zucht) führen Kinder und Jugendliche die Hunde vor und jeder gönnt dem anderen den Erfolg. Diese Veranstaltung lebt Gemeinschaft und Zusammenhalt. Wir sind ein Team, das sich gegenseitig unterstützt.“ Carmen weiß, wovon sie spricht – ist sie doch durch die Zucht ihrer Eltern „vom Oberhausener Kreuz“ mit Schäferhunden groß geworden, war als Jugendliche sehr aktiv im Hundesport und qualifizierte sich selbst für die Deutsche Jugendmeisterschaft.
Würdiger Rahmen für den Nachwuchs
Neben Zucht und Ausbildung gehört die Förderung der Jugendarbeit zu den zentralen satzungsmäßigen Zwecken des Vereins für Deutsche Schäferhunde e.V.
Will heißen: Jugendarbeit hat Tradition. Vor dieser Entscheidung ziehe ich den Hut, denn ohne Nachwuchs, kein Fortbestand des Vereins, kein Fortbestand des Sports und damit kein Fortbestand der Rasse.
Dass der SV Jugendarbeit großschreibt, weiß auch die elfjährige Noemi Haug, die mit ihrer 9-jährigen „Timba vom Fluchtweg“ seit zwei Jahren Prüfungen läuft und heute in der IBGH3 gestartet ist: „Der SV fördert uns Jugendliche. Hier können wir unter uns sein. Ohne Erwachsene gegeneinander antreten.“
Die Jugendförderung des SV geht weit über den Bereich Hund hinaus: Jugendzeltlager, Ausflüge, Camping. Manch eine Freundschaft ist so über LG-Grenzen hinaus entstanden. Natürlich geht es nicht ganz ohne alte Hasen: „Unser Dank geht an die Besitzer, die ihre Schäferhunde für die Kinder/Jugendlichen und die Veranstaltung zur Verfügung stellen“, sagt Carmen, denn nicht alle Jugendliche haben eigene Hunde oder eigene Hunde ausgebildet. Manch einer lernt auch durch das Führen eines souveränen IGP3-Hundes.
So ist es sehr erfreulich, dass die diesjährigen Meldezahlen bei der JJM der Landesgruppe Nordrheinland nach einer Flaute im letzten Jahr super waren. Der jüngste Teilnehmer im Bereich IGP war zehn Jahre alt, im Bereich Agility acht Jahre. Der jüngste Hund war 17 Monate alt, der älteste zehn Jahre. Neben den Meldezahlen konnten sich auch die Zuschauerzahlen sehen lassen: schätzungsweise 200 Zuschauer honorierten lautstark die Leistungen der Kinder und Jugendlichen, liebevoll dekoriert von Mut-mach-Bannern der stolzen Eltern.
Sehenswerte Leistungen
Eine beeindruckende Leistung zeigte auch die 16-jährige Alina Heldmann, die mit ihrer selbst gezogenen und selbst ausgebildeten Schäferhündin „Xara von Haus Heldmann“ in der IGP3 startete, um das Ticket zur Deutschen Jugend- und Juniorenmeisterschaft zu lösen. Was ihr auch gelang – sie wurde Vizejugendmeisterin der LG 05 und qualifizierte sich für die DJJM, das diesjährige „Pfingstival“. Der Leistungsrichter Helmut Nießen bezeichnete Xara als hervorragende Hündin. Alina selbst nennt sie: „meinen Seelenhund“. Zusammen sind sie eine Augenweide.
Das ist auch nicht verwunderlich, wenn man die Geschichte der beiden kennt. „Ich bin mein ganzes Leben dabei, denn meine Eltern züchten Deutsche Schäferhunde. Natürlich hätte ich auch ein anderes Hobby machen können, aber ich wollte Hundesport machen, da es mit den Hunden zuhause immer so schön war“, so Alina. Als sie 2018 den Schäferhundrüden „Schröder von Haus Heldmann“ von ihrer Stiefmutter übernimmt und von der BH zur IGP 1, 2 und 3 selbst ausbildet, ist sie dem Hundesport verfallen. Es folgen weitere Prüfungen, Pokalkämpfe, der Titel Landesjugendsiegerin, die Quali zur Deutschen Jugend- und Juniorenmeisterschaft und schließlich die Teilnahme an diesem Ausnahme-Event, bei dem Neid und Missgunst keine Rolle spielen.
Dieses Jahr wird sie also wieder dabei sein, mit einer Hündin, die sie als Teenie ganz allein auf die Welt begleitet hat. „Meine Eltern waren arbeiten und plötzlich fängt die Hündin zu werfen an. Das war mein erstes Mal, dass ich allein bei einer Geburt dabei war. Das war total toll.“ Hut ab dafür – so manchem Erwachsenen rutscht dabei eher das Herz in die Hose.
Der Schäferhund ist ein Allrounder
Bei meinen Interviews habe ich das Gefühl, eine perfekte Kind-Hund-Welt zu betreten. Deutscher Schäferhund und Kind scheinen eine harmonische Verbindung zu haben. Immer wieder fällt der Satz, der Deutsche Schäferhund sei ein Allrounder. Auf dem Platz ein triebstarker, arbeitswilliger Partner und zuhause super nett zu den Kindern. „Der Deutsche Schäferhund passt sich perfekt der Situation an. Ob im Alltag, in der Familie oder im Hundesport“, so LG-Jugendwartin Carmen, die als Grundschullehrerin ihre selbstgezogene, temperamentvolle Schäferhündin als Schulhund mit in ihre Klasse nimmt und so verhaltensauffälligen Kindern Ruhe und Souveränität gibt. Ansonsten müssten das Medikamente regeln.
Der Deutsche Schäferhund als Freund und Partner – genauso lautet das Motto der 15-jährigen Ildiko Pilz, die mit ihrer erst 17 Monate alten Schäferhündin Callie vom Hof-Niederzier, genannt Grace, die Begleithundeprüfung macht. Für beide ist es die erste Prüfung. Und das bei dieser Veranstaltung. „Wenn nicht auf einer LG Jugend-und Juniorenmeisterschaft, wo sollen wir sonst unsere erste Prüfung machen“, meint Ildiko augenzwinkernd. Mit solch mutigen, jungen Frauen braucht sich der SV wahrlich keine Sorgen um seine Zukunft zu machen.
Aber es stimmt schon. Allen Teilnehmern ist die Leidenschaft für den Deutschen Schäferhund ins Gesicht geschrieben. Sie schwärmen von ihm aufgrund seiner Arbeitsfreude und der Sanftmütigkeit, ein Kind zu lieben und dem Talent zwischen beidem zu wechseln.
Wenn ich heute als nicht mehr kleines Mädchen unsere 7-jährige Tochter und unsere junge Schäferhündin Alba sehe, geht mir das Herz auf und ich bin froh, dass die beiden können, wenn sie wollen. Oder ganz in der Jugendsprache:
SV – ich feiere dich für deine Jugendförderung!