Es scheint die Meisterschaft des Marek Cerny. In den letzten sieben Jahren gewann der symphatische Tscheche viermal den Titel und war mit den Plätzen 4 und 6 zweimal dicht am Podest. Nach seinem Vizesieg im letzten Jahr, holte er sich am vergangenen Wochenende nun zum fünften Mal den Siegerpokal. Fast unschlagbar also?
Sein neuer Rüde Kendy z Kraje husitu ist natürlich ein Sohn seines legendären Extreme Orex Aykmar, mit dem Marek eine so sensationelle Karriere hingelegt hat: 5x WUSV Weltmeisterschaft, Vize-Weltmeister, Platz 3, Platz 8 … und eben viermal Tschechischer Meister. Nun hat auch der Sohn diesen Titel und ist damit ab sofort einer der Mit-Favoriten für die WUSV Weltmeisterschaft im spanischen Lerma.
Die tschechische Meisterschaft ist in der IGP-Szene längst eine angesehene Veranstaltung geworden. Und dass Tschechien zu den Top-Nationen im IGP-Sport gehört, beweisen ja wohl u.a. die WUSV-Ergebnisse der letzten Jahre: zwei Einzel- und zwei Mannschaftstitel, immer auf dem Podest dabei.
- 2014: Platz 4 Team
- 2015: Platz 3 Cerny und Platz 3 Team
- 2016: Weltmeister Ouska und Weltmeister Team
- 2017: Vize-Weltmeister Cerny und Vizeweltmeister Team
- 2018: Weltmeister Ouska, Platz 3 Matousek und Weltmeister Team
- 2019: Platz 4: Pesja
Interessant wird die MM CKNO aber auch vor allem deswegen, weil neben den tschechischen Teams die Meisterschaft auch international offen ist. Und sie kommen. Die anderen. Aus Belgien, Deutschland, Spanien, Ungarn und der Schweiz. Auch Dänen und Amerikaner waren hier schon dabei. Weltmeister konkurrieren im Teilnehmerfeld mit aufsteigenden Sternchen. Seit Jahren steigert sich die Teilnehmerzahl stetig. Lag diese 2013 noch bei 47 Hunden, so waren es in diesem Jahr 82. Die Bedeutung dieses Events in der Szene nimmt also erfreulicherweise zu.
Auch Laura Batzdorf war aus Deutschland angereist, zu ihrem ersten überregionalen Auftritt mit Ansgar. „Für mich war es schon Wahnsinn, mit einem noch nicht geführten Hund zu so einer internationalen Meisterschaft zu fahren, mit Startern, denen man sonst nur auf der WUSV-WM begegnet.“
Startberechtigt sind Teams, die im Qualifikationszeitraum auf einer IGP3-Prüfung mind. 270 Punkte, auf Ausscheidungen innerhalb des Tschechischen Schäferhundevereins mind. 260 Punkte erreicht haben oder im Vorjahr auf selbiger Veranstaltung in den Top-10 waren.
Bestens organisiert und perfekt in der Durchführung war sie die Veranstaltung, sagt Fotografin Petra Fürstova, von der ich die tollen Bilder bekommen habe. Vielen Dank dafür!
Die Aufgabe der Bestenermittlung übernahmen hochqualifizierte Richter, die selbst in der Vergangenheit hervorragende Leistungen gezeigt haben. In der Fährte war dies Vladimír Košťál, der mit zwei verschiedenen Hunden auf der FCI Weltmeisterschaft der Fährtenhunde teilgenommen hat. In der Unterordnung bewertete Martin Matoušek, selbst Drittplatzierter der MM CKNO und der WUSV 2018. Und in Sparte C Igor Lengvarský. Der Slowake, selbst mehrfach Teilnehmer an FCI und WUSV Weltmeisterschaften, wird in diesem Jahr zum wiederholten Mal auch wieder auf der höchsten Ebene im Gebrauchshundesport, der FCI Weltmeisterschaft richten. Er richtete in den letzten 22 Jahren sämtliche Weltmeisterschaften, darunter WUSV, FCI, FMBB und die anderer Rassezuchtverbände. Unter seinen Augen den besten Schutzdienst der Veranstaltung zu machen, ist also durchaus etwas Besonderes. Gelungen ist dies mit 96 Punkten dem Sieger Marek Cerny, dessen Hund Kendy z Kraje husitu auch vom Fährtenrichter mit 98 Punkten am besten bewertet wurde. Zwei Spartenpokale und den Gesamtsieg, besser gehts fast nicht. Marek Cerny erreichte mit Kendy z Kraje husitu (98-94-96= 288 V).
Neben ihm auf dem Podest standen in diesem Jahr zwei tschechische Damen. Auf den zweiten Platz kam Jana Horejsi mit Red bull ze Stribrneho kamene (96-93-96=285 SG) vor Tereza Vajnerová mit Limmet z udoly Ùpy (95-92-92=279 SG).
Den Pokal für die „beste Unterordnung“ darf der deutsche Starter Nicolas Krauße nach Haus tragen. Mit seinem Hades vom Eisernen Kreuz erreichte er mit 98 Punkten das einzige „Vorzüglich“ und „verhinderte“ damit das „Triple“ von Marek Cerny. Der Sachse, der auch im letzten Jahr mit Platz 7 schon vorn im Ranking dabei war, landete diesmal mit 86-98-85=269 G auf Platz 13.
Sporthund: Nicolas, warum bist du nach deinem Start 2020 auch diesmal wieder nach CZ gefahren?
Nicolas Krauße: Da 2020 aufgrund der Pandemie keine Wettkämpfe in Deutschland möglich waren, erhielten wir als Team Wieratal durch die enge Gemeinschaft mit Gappay CZ eine Einladung zur Teilnahme bei der MM CKNO. Bei der MM CKNO hat man die Möglichkeit, sich international mit der Konkurrenz zu messen, was sich für mich 2020 wie eine Mini WUSV angefühlt hat. Tolles Publikum, man trifft und pflegt Freundschaften auf der ganzen Welt.
Sporthund: Mit 98 Punkten hast du den Pokal für die „beste Unterordnung“ der Veranstaltung erhalten und damit einige große Namen „geschlagen“.
Nicolas Krauße: Die beste Unterordnung der Veranstaltung zu erreichen war ein unbeschreibliches Gefühl. Doch dabei ging es mir nicht darum, hochkarätige Namen zu schlagen, sondern als Team unsere Arbeit präsentieren zu können.
Sporthund: Naja, ich würde sagen, die tolle Arbeit zu präsentieren, das ist dir bestens gelungen. Wie sehen denn deine nächsten Ziele aus?
Nicolas Krauße: Hades ist ein sehr arbeitsbereiter und belastbarer Hund. Meine nächsten Ziele kann ich noch nicht klar definieren… BSP und WUSV sind natürlich der Traum jedes Hundesportlers und jeder Hundesportlerin.
Sporthund: Du trainierst mit David Buss zusammen?
Nicolas Krauße: Ja, David und ich machen schon seit Kindheitsjahren beide Hundesport und seit 2009 trainieren wir intensiv zusammen, wo David 2014 das Team Wieratal gründete.
Die Deutsche Laura Batzdorf erreichte mit Ansgar vom Wolfsschrein einen tollen 5. Platz und war damit bester nicht-tschechischer Starter. Und ihren Hund hat sie sogar auch noch selbstgezüchtet. Chapeau! Als ich sie nach ihren Emotionen fragte und den nächsten Zielen, antwortete Laura: „Es ist für mich immer noch unfassbar. Realisiert habe ich es erst, als ich bei der Siegerehrung mit meinem Ansgar zwischen so vielen großen Namen gestanden habe. Da kamen mir schon kurzzeitig die Tränen. Wir bereiten uns derzeit auf die LGA in Sachsen vor, die am ersten August Wochenende stattfindet. Krönender Saison-Abschluss wäre natürlich noch die Teilnahme an der BSP 2021 in Meppen.
Ansgar ist für sie der „perfekte“ Hund. Abseits vom Hundesport, der treue Kumpel an ihrer Seite, der überall dabei ist. Er besitzt eine hohe Grundschnelligkeit und in allen Bereichen einen tollen Charakter. Sie hat schon seine Mutter überregional geführt. Ansgar ist ihr erster Rüde und obwohl sie in der Vergangenheit so ihre Probleme in der Ausbildung hatten, haben sie es mit der Unterstützung von Lars Borrmann und Jerome Jenkins ja augenscheinlich sehr gut hingebogen.
Laura sagt mir, dass sie seit ca. zwei Jahren zusammen mit Lars Borrmann trainiert. „Lars hat Ansgar und mich auch auf dem Platz zu einem tollen Team gemacht hat. Der Weg war nicht immer leicht, aber Lars hat immer 1000% für uns gegeben. Zwischen dem normalen Berufsalltag und dem Privatleben ist das ein Zusammenspiel von Zeitmanagement, einem soliden Trainingsplan, einem enormen Wissen, Ehrgeiz und Können. Danke Lars! Und mit Jerome Jenkins haben wir Anfang des Jahres den perfekten Helfer für die Vorbereitung gefunden, der auch immer unermüdlichen Einsatz zeigt und für einen Schutzdienst schon mal 200km spontan gefahren kommt. Danke Jerome!“
Ja, Hundesport ist Teamsport, wer das nicht verstanden hat, kann auch nicht erfolgreich sein.
Weitere Ergebnisse der deutschen Starter:
- Tanja Engel mit Bobby von der Mesnerei: 70-90-93=253 G Platz 33
- Alexander Posselt mit Carlotta von der Mesnerei: disqualifiziert