Der Titel des alten Britney Spears Gassenhauers passt zu Xanuk vom grauen Star wie die berühmte Faust aufs Auge oder besser gesagt wie Schäferhundzähne auf Jute.
Zuletzt hat er es bei seiner achten Weltmeisterschaftsteilnahme 2017 in Tilburg getan, wo er mit Platz 71 auch sein bestes Gesamtergebnis erzielen konnte. Trotz seiner eher mittelmäßigen Leistungen ist der Quardes von der Staatsmacht – Sohn bekannt wie ein bunter Hund in der IPO Szene. Helfer sprechen voller Ehrfurcht von ihm, die Zuschauer freuen sich auf jeden seiner Auftritte. Wenn Xanuk zur langen Flucht startet, kehrt gespannte Stille im Stadion ein, die sich kurz darauf in tosenden Jubel und Applaus löst. In großen, raumgreifenden Sätzen ist er schnell auf Höchstgeschwindigkeit, er springt ab und schlägt wie eine Kanonenkugel in den Arm des Helfers ein. Es gibt kaum Figuranten, die er nicht zumindest ins Stolpern gebracht hat, viele hat er mit seinem „mitreißenden Charakter“ in die Knie gezwungen oder ihnen Hetzärmel vom Arm gerissen.
So war es auch bei Nicky Kuipers auf der WUSV WM in Tilburg. Der junge Helfer ist ein fairer Sportsmann und applaudierte dem Rüden anerkennend. Die lange Flucht wurde wiederholt. Spätestens jetzt hatten Xanuk und sein Hundeführer Alfred Wirth die volle Aufmerksamkeit aller Zuschauer. Als Xanuk, bereit für den nächsten Versuch, in der Lauerstellung neben Alfred saß, setzte rhythmisches Klatschen von den Rängen ein. Die Zuschauer feuerten den Rüden an, der genauso kompromisslos in den Helfer knallte und ihm erneut den Hetzarm stibitzte. Das Publikum johlte und klatschte lautstark.
Was für die Zuschauer eines der Highlights bei dieser Weltmeisterschaft war, sieht Xanuks Besitzer Alfred Wirth mit anderen Augen. „Natürlich ist die Angst, dass mein Hund sich verletzen könnte bei jedem Einholen dabei. Dies ist auch der Grund, warum ich gegen ein drittes Einholen bei der WUSV WM in Tilburg war. Ich hatte Sorge, dass der Helfer nachdem er zweimal den Ärmel verloren hat, mit aller Gewalt gegen Xanuk ankommen wollte. Glücklicherweise war der Richter einverstanden, andernfalls hätte ich von mir aus abgebrochen.“
Xanuk wurde am 30. Mai 2010 bei seiner Züchterin Karin Hasler in der Schweiz geboren. Sein Vater ist Quardes von der Staatsmacht, ein sehr dominanter Rüde mit enormer Härte und Belastbarkeit und einer gewaltigen Angriffswucht. Seine Mutter Aica von der Mäusespitz beschreibt die Züchterin auf ihrem working-dog Profil als „extrem führerharte Hündin, mit sehr guten Triebanlagen“.
Alfred Wirth hat Xanuk im Alter von 13 Monaten bekommen. Er hatte per Zufall von einem Kollegen erfahren, dass er zum Verkauf stand. „Ich war damals auf der Suche nach einem Hund, der meinen Vorstellungen entspricht, jedoch habe ich nicht bewusst nach dem X-Wurf vom grauen Star oder nach einem Quardes-Sohn gesucht.“
Xanuk war damals bereits gut vorgearbeitet. Alfred hat dem Rüden zwei Wochen Eingewöhnungszeit gegeben und dann die Ausbildung fortgesetzt. „Die größten Schwierigkeiten lagen in der Fährte, da Xanuk, jedoch auch ich, nicht gerne Fährten gehen.
In der Unterordnung hatte Xanuk von Anfang an viel Trieb, mit dem Resultat, dass er mir während des Gehens immer bis unter den Ärmel hochsprang. Dies führte jedoch immer zu Punktabzug, sodass ich angefangen habe, unser Training umzugestalten und zu versuchen, das Hochspringen zu unterbinden. Leider führte das Ganze nicht zu den erwünschten Resultaten.
Sein größtes Talent liegt definitiv im Schutzdienst. Die größte Schwierigkeit besteht darin, ihn unter Kontrolle zu bekommen, ohne ihm seine natürliche Veranlagung wegzunehmen.“ Alfred hat die positive Einstellung, dass es keine Probleme, sondern nur Herausforderungen gibt und seine Helfer und Vereinskollegen unterstützen ihn dabei, diese zu bewältigen.
„Ich bin seit 34 Jahren Vorsitzender in demselben Verein und bin dort zudem Ausbilder. Ich kann mich froh schätzen, dort eine gute Mannschaft um mich herum zu haben, die mir während der Trainingseinheiten zur Verfügung steht. Zudem haben wir dreimal pro Woche Schutzdiensttraining, wo den Hunden wenigstens einer der drei vereinseigenen Helfer zur Verfügung steht. Von den drei Helfern haben zwei das luxemburgische Helferexamen, jedoch auch der dritte - ohne Helferexamen - macht eine klasse Arbeit. Alle drei beherrschen das Auffangen von Xanuk ohne jegliches Problem. Ein Helfer, der dies nicht beherrscht, darf bei mir auf dem Training nicht arbeiten, da das Einholen bei uns an erster Stelle steht.“
Im Laufe der Jahre hat sich Alfreds Arbeitsweise verändert, da Xanuk ein sehr gelehriger Schüler ist. „Er zeigt mir ganz klar, was ihm Spaß macht, indem er das Erlernte immer wieder abruft. Auch erinnert und zeigt er klar, was ihm nicht gefällt und dass er über eine große Selbstsicherheit und Nehmerqualität verfügt.“
Alfred Wirth ist bisher fünfmal mit Xanuk auf der FCI WM IPO und dreimal auf der WUSV WM gestartet. Dass es dabei „nur“ für Platzierungen im Mittelfeld gereicht hat, nimmt Alfred gelassen. „Das Problem ist, dass die meisten Leute meine Einstellung zum Hundesport noch nicht erkannt haben.
Für mich muss das Ganze Spaß machen. Aber nicht nur mir, sondern auch meinem Hund.
Andere Ausbilder hätten mit dem Hund wahrscheinlich mehr erreicht, doch mir ist die Ausstrahlung dieses Hundes viel wichtiger, als die erzielten Punkte und somit die Platzierung.“ Trotzdem hat Alfred den Ehrgeiz, seinen bald achtjährigen Xanuk noch einmal auf einer Weltmeisterschaft zu präsentieren. „Die Weltmeisterschaft ist schon im Terminkalender notiert, falls wir die Qualifikation also bestehen und die Gesundheit es zulässt, werden wir wieder starten. Am 15. und 22. April werden wir an den zwei ersten Selektionsprüfungen für die Luxemburger Landesmeisterschaft teilnehmen. Zurzeit sieht alles positiv aus und ich würde mich natürlich freuen, meinen Freund nochmals auf einer WM führen zu können.“
Auch außerhalb des Platzes ist Xanuk Alfreds ständiger Begleiter. „Wo ich bin, ist auch er.“ Im Alltag ist der DSH-Rüde völlig unkompliziert. „Xanuk besitzt einen On/Off – Schalter. Sobald ich mit ihm den Rasen betrete, strotzt er vor Energie, Trieb und Arbeitswillen, gleich nach dem Verlassen des Platzes, egal ob Training, nationale oder internationale Prüfung, schaltet er wieder ab und ist die Ruhe selbst. Gegenüber Menschen ist er ein absolut sozialer und freudiger Hund, der jedoch auch zeigen kann, dass er mich und meine Frau bei Gefahr beschützen würde.“
Xanuk wurde bereits einige Male zum Decken eingesetzt. Alfred ist mit der Qualität der Nachzucht sehr zufrieden. „Alle Nachkommen, die ich bis jetzt live oder in Videos gesehen habe, sind hervorragend. Ich bin zufrieden, dass Xanuk seinen Trieb weitervererbt und dass die Junghunde einen sicheren und vollen Griff im Schutzdienst zeigen. Auch sind sie vom Wesen ausgeglichen und selbstsicher. Viele von ihnen sind zudem geröntgt und alle haben gute Resultate.“
Wir wünschen Alfred und Xanuk alles Gute und hoffen, dass das Organisationsteam der nächsten WM sich gut vorbereitet und sich schon mal die CD „Oops, I did it again“ anschafft, um den Song gegebenenfalls im richtigen Moment einspielen zu können.