Was braucht man zum Mantrailen?
Aber natürlich brauchst du dann ja auch ein bisschen Material. Da bist du hier ja schon mal richtig. Eigentlich brauchst du zu Beginn ein vernünftiges Mantrailinggeschirr und eine fünf bis zehn Meter lange Leine aus Biothane, Leder oder Textil. Besprich das am besten auch mit deinem Trainer! Einige Anregungen möchte ich dir aber schon mal geben.
Wie finde ich das richtige Geschirr?
Mein Tipp für jeden Anfänger: Beginnt mit einem Geschirr, das ihr sowieso schon habt – vorausgesetzt es ist kein Norwegergeschirr und es erfüllt die grundlegenden Kriterien einer korrekten Passform. Und dann probiert ein bisschen herum, schaut mal, mit was die anderen so arbeiten, testet eventuell sogar mal das eine oder andere Geschirr… Wenn ihr dann wisst, dass ihr dabeibleiben wollt, dann investiert ihr in euer exklusives Trailgeschirr.
Ein exklusives Geschirr – nur für’s Mantrailen – ist allerdings sehr sinnvoll. Das An- bzw. Ablegen wird für deinen Hund ein Zeichen für den Arbeitsbeginn und den Feierabend.
Kraftverteilung
• Druckpunkt: Der Punkt, an dem der größte Teil der Kraft übertragen wird, liegt idealerweise über dem Brustbein.
• Zugpunkt: Der Zugpunkt liegt bei einem Mantrailinggeschirr zwischen der Mitte der Wirbelsäule und dem Rutenansatz.
• Zugpunkt nach Temperament: Sehr hibbelige Hunde profitieren häufig von einem Zugpunkt in der Mitte der Wirbelsäule. Je ruhiger der Hund trailt, desto weiter hinten kann dieser liegen.
• Polsterung: Eine gute Polsterung, besonders an den Stellen, an denen die Kraft übertragen wird, sollte selbstverständlich sein. Auch die Verschlüsse und die Auflagefläche des Karabiners sollten unterpolstert sein.
Verrutschen
• Das seitliche Verrutschen des Geschirrs bei versetzter Leinenführung kann sensible Hunde durchaus irritieren. Je nach Güte der Passform, Material der Polsterung und Breite der Auflagefläche verrutschen Geschirre mehr oder weniger. Auch Position und Art des Zugpunktes spielen eine Rolle.
• Zuggeschirre aus dem Canicross verrutschen häufig stark seitlich und sind eher eine Notlösung für Hunde mit Wirbelsäulenproblemen.
Bewegungsfreiheit
• Schulterblätter: Die Bewegung der Vorderbeine erfolgt über eine Auslenkung der Schulterblätter nach vorne bis weit vor die Halswirbelsäule. Diese Bewegung darf niemals durch einen Quergurt, einen zu breiten Bruststeg oder eine zu breite Brustplatte behindert werden.
Empfindliche Strukturen
• Kehlkopf: Der Kehlkopf sollte frei sein und auch bei gesenktem Kopf in Suchhaltung und unter Zug sollte kein Röcheln zu hören sein.
• Achseln: Der Abstand der seitlichen Gurte zu den empfindlichen Strukturen dort sollte bei kleinen Hund drei und bei großen fünf Finger breit sein.
• Rippen/Bauchraum: Die seitlichen Gurte müssen noch über den von der 13. Rippe geschützten Bereich laufen, um Verletzungen im Bauchraum zu vermeiden.
Pufferung
• Neuerdings gibt es ein Mantrailinggeschirr mit integrierter Pufferung, um versehentliche Leinenrucks sensibler abzufangen.
Thermoregulation
• Eine große Auflagefläche verhindert an vorher genannter Pufferung die Wärmeabgabe und kann die Erhöhung der Körpertemperatur während des Trailens zusätzlich verstärken.
Sicherheit
• Wenn es nicht auf Kosten von Passform oder Funktionalität geht, darf natürlich auch eine Signalfarbe oder integrierte Beleuchtung eine Rolle bei der Auswahl spielen. Diese
Funktionen lassen sich aber sonst auch durch eine Kenndecke, Warnhalsung oder zusätzliche Beleuchtung ergänzen.
Wie finde ich die richtige Leine?
Auch hier mein Tipp für Einsteiger: Beginnt mit einer Schleppleine, die ihr sowieso schon habt – irgendetwas zwischen 5 und 10 Metern – lieber ein bisschen kürzer als länger. Und dann probiert ein bisschen herum, schaut mal, mit was die anderen so arbeiten, testet euch durch, macht erste Erfahrungen… und irgendwann dann, wenn ihr wisst, dass ihr dabeibleiben wollt, dann investiert ihr in die Leine, die in Material und Länge zu euch als Team passt.
Leder
Leder gleitet wunderbar durch die Hand und fängt die Bewegungen des Hundes sanft und natürlich auf, ist leicht, schlackert nicht und ist dabei immer noch gut griffig – auch bei Feuchtigkeit. Aber Vorsicht: Auch bei Fettlederleinen gibt es große Qualitätsunterschiede!
Gleitfähigkeit +++++
Fehlende Gefahr der Hautverbrennung +++++
Griffigkeit ++++
Griffigkeit bei Nässe +++
Dehnbarkeit +++++
Verhedderungsresistenz ++ (je breiter, desto weniger)
Leichtigkeit +++++
Fehlende Schlackerneigung +++++
Schmutzunempfindlichkeit ++ (regelmäßige Pflege notwendig)
Empfohlene Breiten nach Körpergewicht des Hundes:
• < 10 kg KG – 8 mm
• 10 – 25 kg KG – 10 mm
• 25 – 35 kg KG – 12 mm
• > 35 kg KG – 15 mm
Biothane oder Vergleichbares
Biothane oder vergleichbares Material gibt es in sehr unterschiedlich Qualität. Es empfiehlt sich, auf gute Griffigkeit, geringe Steifigkeit, geringes Eigengewicht und geringe Tendenz zum Verheddern zu achten. Die folgende Bewertung gilt für eine ideale, 12 mm Biothane Leine:
Gleitfähigkeit +++++
Fehlende Gefahr der Hautverbrennung ++
Griffigkeit ++++
Griffigkeit bei Nässe +++
Dehnbarkeit +
Verhedderungsresistenz ++++
Leichtigkeit +++
Fehlende Schlackerneigung +
Schmutzunempfindlichkeit +++++
Bei der Breite würde ich nie mehr als 12 mm wählen, um die Schlaufen noch gut mit einer Hand greifen, ausgeben und aufnehmen zu können.
Textil
Textilleinen gibt es ebenfalls in unterschiedlichster Ausführung. Reines Schlauchband hat zu wenig Grip und einen zu harten Rand. Gummierte Leinen haben zu viel Grip und gleiten nicht ordentlich durch die Hand. Beide Formen sind auch sehr schmutzempfindlich und werden schnell hart und unhandlich. Nur speziell für das Mantrailen entwickelte Leinen (z.B. Niggeloh) sind gut geeignet und werden im Folgenden beurteilt.
Gleitfähigkeit +++++
Fehlende Gefahr der Hautverbrennung +++
Griffigkeit ++++
Griffigkeit bei Nässe ++++
Dehnbarkeit +++
Verhedderungsresistenz ++++
Leichtigkeit +++
Fehlende Schlackerneigung ++++
Schmutzunempfindlichkeit ++
Leinenlänge
Die Wahl der Leinenlänge hängt sehr von deinen Trailgewohnheiten und den Vorlieben deines Hundes ab – und sicher auch von dem Gelände, in dem ihr überwiegend trailt.
Vorteile einer kürzeren Leine (6 – 7 Meter)
Eine kürzere Leine verheddert sich weniger und ist leichter zu beherrschen. Im urbanen Raum
reicht sie immer aus.
Vorteile einer längeren Leine (8 – 10 Meter)
Eine längere Leine gibt deinem Hund im offenen Raum mehr Freiheit zu arbeiten und kann auch in anspruchsvollem Gelände sehr hilfreich sein.
Fazit Materialwahl
Gute Lederleinen, wirklich gute Biothaneleinen und speziell für das Mantrailen entwickelte
Textilleinen haben ihre Berechtigung und ihre Einsatzgebiete genauso wie kurze und lange Leinen. Manchmal kann aber auch ein Wechsel des Leinenmaterials oder eine Veränderung der Leinenlänge die Dynamik eines Teams zum Guten verändern. Die Entscheidung ist also nicht willkürlich sondern individuell zu treffen.
Welches Zubehör ist sonst noch sinnvoll?
Wenn die Trails länger werden, nutzen die meisten Mantrailer eine Hüfttasche für die Belohnung und die Wasserflasche. Eine Wasserflasche mit integriertem Napf, ein kippsicherer Wassernapf, eine Sonnenschutzfolie und Belüftungshelfer für das Auto und Beleuchtung für nächtliche Trails können angehende Mantrailer außerdem auf ihre Wunschliste setzen.
Unsere Autorin Annica Quast ist Hunde- und Mantrailingtrainerin (Mantrailing Freaks Frankenpfalz), trailt mittlerweile mit dem fünften Hund und ist der Leidenschaft komplett verfallen.