Bayern 2021: Ein Name taucht in den Ergebnislisten immer wieder vorn auf: Peter Stöckle. Unterwegs in IGP- und FH-Bereich sammelt er mit drei verschiedenen Hunden Titel und Platzierungen. Sporthund hat sich mit Peter unterhalten:
Peter, stell dich doch den Lesern bitte kurz vor.
Peter: Ich werde dieses Jahr 52 Jahre alt. Ich bin seit über 30 Jahren Polizeibeamter und ich arbeite derzeit als Dienstgruppenleiter bei einer kleinen Polizeiinspektion im südlichen Oberallgäu. Meine Frau ist Marianne Liebelt, die ebenfalls im Hundesport überregional führt und Polizeidiensthundeführerin ist. Nebenbei gesagt ist sie auch meine strenge Trainerin und mein Team. Ich bin sportlich im BLV, SV und im DMC organisiert und habe im DMC die Zuchtzulassung. Der aktuelle Polizeidiensthund meiner Frau stammt aus unserer eigenen Zucht. Aktuell ziehe ich eine neue Hündin auf, die meine große Zuchthoffnung ist. Im Heimatverein bin ich Vorstand und zertifizierter Hundetrainer. Dort trainiere ich Hunde verschiedener Rassen im IGP Sport.
Peter, du bist mit Resi Rückenwind von der Steinteichmühle Bayerischer Meister in der IGP-FH geworden und standest mit deinem zweiten Hund Krümel les Bétulacées auf Platz 3. Herzlichsten Glückwunsch dazu. Wie macht man das mit zwei Hunden gleichzeitig auf dem Podest?
Peter: Da der dritte Platz doppelt belegt war, habe ich es mir einfach gemacht und nur den erstplatzierten Hund mit zur Siegerehrung genommen. Mit diesen Platzierungen konnte ich mich auf die dhv DM IGP-FH 2021 qualifizieren. Bei der Bayerischen Meisterschaft IFH1 startete ich wieder mit Resi und dem „alten“ Lugh. Resi konnte auch diese Meisterschaft gewinnen, mit Lugh erreichte ich einen tollen 6 Platz. Im Gegensatz zu der IGP-FH, die an zwei Tagen mit zwei verschiedenen Fährten von zwei Fährtenlegern und zwei Leistungsrichtern gewertet wird, gibt es nach der IFH1 keine Deutsche Meisterschaft.
Seit wann machst du Hundesport und wie bist du dazu gekommen?
Peter: Hunde verschiedenster Rassen haben mich schon mein ganzes Leben lang begleitet. 2008 habe ich mir dann meinen großen Wunsch erfüllt und einen Malinois gekauft. Wie so viele Hundesportanfänger habe ich damals keinen Wert auf eine vernünftige Zucht gelegt, und mir den Hund eher nach dem Aussehen angeschafft. Glücklicherweise bin ich dann zu meinem Hundeverein gekommen, wo man mir die ersten Schritte im Hundesport beigebracht hat. Ich habe dann glücklicherweise auch ganz viele verschiedene Hundetrainer und Ausbilder mit ihren individuellen Methoden kennenlernen dürfen, was mich dann einfach an den Hundesport gefesselt hat. Ich war und bin immer auf der Suche nach der optimalen Methode für diesen einen Hund, der vor mir steht.
Du hast deine drei Malinois alle in diesem Jahr überregional geführt hast, vorwiegend auf der FH-Ebene. Ist die Fährtenausbildung eine Leidenschaft von dir?
Peter: Die Fährtenarbeit ist meiner Meinung nach dem Hund von Natur aus gegeben. Es ist immer toll zu sehen, wie freudig und ausdauernd ein Hund eine Fährte absuchen kann. Eine Leidenschaft in der Fährtenausbildung kann man darin finden, das Training so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. Allein die vielen Arten des Untergrunds, die vielen verschiedenen Gegenstände, Wegeüber- oder Bachdurchquerungen und natürlich die verschiedenen Wildspuren ergeben so viele reizvolle Möglichkeiten. Aber der größte Vorteil bei der Fährtenarbeit ist die Beschäftigung mit dem Hund, zu der man keine ständige Hilfe, wie beispielsweise einen Schutzdiensthelfer braucht.
Wie oft gehst du ins Gelände und nach welcher Trainingsmethode arbeitest du?
Peter: Die Trainingshäufigkeit richtet sich bei mir jeweils nach Ausbildungsstand des Hundes und der anstehenden Prüfungen. Ich versuche, das Jahr über mindestens einmal pro Woche Fährten zu gehen. Dabei trainiere ich hauptsächlich technische Schwierigkeiten, wie Ansatzverhalten und Winkelarbeit. Später kommen dann Schenkellängen und verschiedene Schrittlängen und -breiten dazu. Die Gegenstandsarbeit läuft dabei immer mit. In den Trainingsfährten gibt es bei mir immer, bis auf ein paar ganz wenige Ausnahmen, Futter. Geht es auf eine Prüfung zu, steigere ich die Trainingsintensität so, dass ich ca. vier Wochen vor der Prüfung auf jeden Fall alle zwei Tage trainiere. Danach gebe ich dem Hund wieder etwas mehr Ruhe und reduziere das Suchtraining wieder. Direkt vor einer Prüfung lasse ich den Hund dann meist eine Woche ganz in Ruhe.
Wie sieht für dich die perfekte Sucharbeit aus?
Peter: Ich finde es phantastisch, wenn der Hund ab dem Fährtenabgang in einen tranceähnlichen Zustand verfällt und Schritt für Schritt langsam und in gleichbleibender Geschwindigkeit vorwärts geht. Dabei nimmt er dann, mit dem Kopf leicht pendelnd in jedem Tritt die Witterung mit tiefer Nase auf. Man darf dem Hund auch ansehen, dass er freudig erregt ist. Wenn er sich dann am Gegenstand schnell ablegt und diesen dauerhaft anschaut, ist für mich die Arbeit perfekt.
Lugh und Krümel sind ja schon etwas älter. Gehört es für dich dazu, auch ältere Hunde sinnvoll auszulasten und zu fordern?
Peter: Die Fährtenarbeit gehört für mich zu den besten Auslastungsmodellen für Hunde. Die Nasenarbeit kann durch den Hundeführer, auch durch die Auswahl des Geländes mal schwieriger und mal einfacher gestaltet werden. Gerade unsere Malis brauchen auch noch im Alter eine sinnvolle Beschäftigung. Ich denke es gehört einfach auch zu ihren Gebrauchshundeeigenschaften, dass sie bis zum Schluss arbeiten wollen. Hier bietet sich der Fährtenhundesport einfach an.
Du bist augenscheinlich der Rasse Malinois verfallen. Warum?
Peter: Mitte der 1990er Jahre war ich als junger Polizeibeamter in München stationiert. Dort habe ich zufällig einen Kollegen kennengelernt, der damals einen Malinois als Diensthund geführt hat. In der Freizeit hat mir der Mali dann beim Streicheln liebevoll den Unterarm zerkaut. Seitdem gab es für mich nur noch diese Rasse. Ich bin der Überzeugung, dass es keine andere Hunderasse gibt, die genauso den „Wahnsinn“ in sich trägt, wie der Malinois. Die Herausforderung einen derartigen Hund kontrollieren zu können, fasziniert und inspiriert mich jeden Tag. Im Übrigen lasse ich mir heute die Unterarme nicht mehr kauen.
Du bist mit Resi auch auf der Bayerischen Meisterschaft im IGP gestartet und hast kürzlich auf dem DMC IGP Championat einen tollen 9. Platz erreicht. Was ist Resi für ein Hund?
Peter: Meine Resi ist für mich ein idealer Sporthund. Sie ist von ihrem Wesen her sehr sozial und verträglich, kann aber im richtigen Moment auch explodieren. Dabei zeigt sie in den Gehorsamsteilen aber immer eine freudige und freie Arbeit. Ihre Geschwindigkeiten werden häufig kritisiert, wobei sie für mich in den Bewegungen ausreichend schnell und gleichmäßig ist. Leider haben wir es nie geschafft eine ordentliche Grundstellung hinzubekommen. Den Kampf mit dem Schutzdiensthelfer nimmt sie gerne an, wobei sie hier manchmal etwas übertreibt und die Trennphasen verschläft. In ihrem hohen Erregungszustand bei Schutzdienst ist sie auch gerne mal etwas voreilig.
Du hattest dich für die dhv DM IGP-FH mit Resi und Lugh qualifiziert?
Peter: Mit Resi und Krümel bin ich heuer auch auf der dhv DM IGP-FH in Einöllen gestartet. Leider konnte ich mit beiden Hunden die Prüfung nicht bestehen. Aber wir haken das als Lernerfahrung ab, denn diese Art Boden mit Rapsbewuchs gibt es bei uns einfach nicht. Hier haben wir dann halt einen Trainingsrückstand.
Ja, im Hundesport gibt es Höhen und Tiefen. Kein Hund ist eine Maschine. Trotzdem nochmals Glückwunsch zu deinem tollen Jahr 2021! Sporthund wünscht dir und deinen Hunden gute Gesundheit und noch höchstmögliche Erfolge!