Energie, Leidenschaft und tierische Begeisterung
Das Land, in dem es mehr Saunen als Autos gibt und welches als glücklichstes Land der Welt gilt: Finnland! Hier ist unsere Obedience-Referentin Oili Huotari zu Hause!
Wissenshungrige Obedience-Sportler am Seminartag
Am vergangenen Wochenende hatten wir im schönen Wuppertal, das – wie Finnland auch – zu einer der grünsten Gegenden zählt, das Glück, Oili als Referentin zu gewinnen.
HSC Wuppertal meets #SporthundPraxistreff.
Finnland gehört in der Obedience-Szene zu den führenden Nationen. Die Atmosphäre war also angespannt. Viele Hundesportler, die man auch auf den deutschen WM-Qualifikationen gesehen hat, waren vor Ort und auf die neusten Ideen aus dem hohen Norden gespannt.
Bei der Begrüßung wollte sich schon keiner mehr auf die Stühle setzen, es sollte doch endlich losgehen … Doch dann erhielt jeder Teilnehmer seinen persönlichen Sporthund-Siegerbeutel mit den wichtigsten Utensilien für ein Seminar wie dieses. Wie kleine Kinder packten alle ganz gespannt aus und die ersten fingen an, sich die Sonnenbrillen aufzusetzen und die Blöcke bereit zu legen.
Die erste Teilnehmerin war Anja Reiners. Alle gingen mit Oili zusammen auf den Platz, um die ersten Themen mitzubekommen. Oili kündigte in ihrer typisch nordisch wirkenden Art direkt an, dass sie Deutsch ganz gut verstehen würde, aber nicht mehr sprechen könne, wir sollten also nicht über sie lästern. Die Stimmung hob sich und ein Gefühl der Lockerheit entstand. Das ist natürlich sehr wichtig, wenn man über Probleme sprechen möchte.
Typische Obedience-Personen unterscheiden sich doch
Oili Huotari selbst erzählt, dass sie seit 1995 Obedience betreibt und seit 2005 dann auch wirklich seriös dem Sport mit ihren Border Terriern verfallen ist. Rückblickend war der bedeutendste Moment für sie der Sieg bei der Weltmeisterschaft 2016 in Moskau.
Sehr interessant ist, dass Oili den Sport sehr liebt, aber keine kleinen Details trainieren mag. Ihr Interesse liegt eher an der mentalen Lage des Hundes, wie diese zu kontrollieren und die perfekte Ausgangslage für eine Prüfung zu erreichen ist. Viele Hunde seien gestresst, unmotiviert oder zu aufgeregt, nicht aber die teilnehmenden Hunde dieses Seminares, betont sie direkt. Das wären nur Beispiele, auf die sie individuell eingehen würde und genau das macht ihr großen Spaß. Sie ist also keine typische Obedience-Person, denn die meisten Teilnehmer haben eher erzählt, dass genau diese Detailverliebtheit sie an den Sport bindet!
6 von 18 Teilnehmern lieben die Fußarbeit, Oili hingegen gar nicht. Ob sie bei der Antwort wohl an die Gruppen-Übung gedacht hat? Die meisten Teilnehmer haben nach etwas längerer Überlegung diese meist als störend empfunden. Andere fünf Teilnehmer lieben hingegen – wie Oili auch – die Übung 8. Jeder hat seine eigenen Gründe für seine Lieblingsübung. Ganz oft kam es aber darauf an, mit welchem Hund diese Übung trainiert wird.
Aktuell trainiert Oili mit ihren Hunden und ihren Schülern allerdings am meisten den Richtungsapport, den sie aktuell auch für die schwierigste Übung hält. Sie denkt, dass diese Übung am längsten Zeit im Aufbau benötigt und am meisten Sicherheit abverlangt. Grundsätzlich trainiert sie die Details an allen Übungen zu Hause und da erkennt man dann doch wieder die typische Obedience-Person, die sehr strukturiert herangeht und sich Pläne für ihre Trainings schreibt. Dies bleibt auch unabhängig vom Trainingsstand so bei ihr bestehen. Sie selbst nutzt mit ihren Hunden im Training nur Futter und kein Spielzeug. Manchmal hat sie auch Garnichts mit sich und begründet dies damit, dass sie es gelegentlich einfach vergisst. Die Trainingsorte sind in Finnland teilweise nur durch längere Autofahrten zu erreichen und wenn sie dort angekommen ist, eben auch ohne etwas trainieren muss. Die Hunde gewöhnen sich somit sehr früh bei ihr daran, dass der „Social Reward“ eine große Rolle spielt und die Anerkennung des Hundeführers nicht nur über Futter und Spielzeug stattfindet. Vielleicht ist ihr auch gerade deshalb das Competition-Training so wichtig. (Competition-Training = nachstellen von Prüfungsbedingungen / Verkettung von Übungen, bei denen die Belohnung zwischendrin ausbleibt). Die aktuelle Prüfungsordnung stellt viele Teilnehmer immer wieder vor neue Herausforderungen. In den zehn Übungen je Klasse werden immer schwierigere Dinge vom Team abverlangt. Oili sagt, dass die meisten mit kleinen Hunden oder die, die mehrere Sportarten machen, Obedience als zu schwierig ansehen.
Obedience verlangt von Hund und Hundeführer sehr viel ab, bis man seine Ziele erreicht. Viele geben vorher auf und machen dann die anderen Sportarten weiter. Für die meisten Teilnehmer ist das größte Problem die Kommunikation zwischen den Übungen und der unklare Teil dazu in der Prüfungsordnung. Keine Dogdance-Übungen, ja ok – aber was darf ich noch und was nicht. Freut der Hund sich zu sehr, macht Geräusche oder ähnliches, kann es z.B. zu einer gelben Karte führen. Hier wird sich mehr Offenheit gewünscht, damit alle zehn Übungen mit der gleichen Motivation über 10-15 Minuten hinweg abgearbeitet werden können.
Ein praktisches Seminar mit viel Obedience-Erfahrung
In der praktischen Phase des Seminars hat jeder Teilnehmer seine eigene Zeit mit Oili, um ganz individuell seine Probleme anzusprechen. Hier sind natürlich auch alle anderen Teilnehmer mit dabei. Jeder weiß also später, was der oder die Trainingspartner verändern sollten und nimmt selbst auch genügend neue Ideen und Ansätze mit nach Hause.
Die Teilnehmer waren begeistert von der Möglichkeit, direkt von Oili zu lernen und ihre Fähigkeiten im Umgang mit ihren Hunden zu verbessern. Sie stellten Fragen und tauschten Erfahrungen aus. Das Seminar bot auch eine großartige Gelegenheit über den Tellerrand zu schauen und Einblicke in die finnische Obedience-Welt zu erlangen.
Ein weiterer wichtiger Teil des Seminars waren die Diskussionsrunden, in denen z.B. während dem Essen aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze besprochen wurden. So richtig Pause oder Ende ist halt eben nie, wenn man unter Gleichgesinnten ist.
Bei dem Punkt, dass Obedience Spaß macht, waren sich alle Anwesenden einig. Nina Tacke erklärt, dass sie in diese Sportart reingerutscht ist und dann wegen dem Spaß steckengeblieben sei. Tina fügt auch noch hinzu, dass man Obedience überall machen kann – welche andere Sportart ist schon so flexibel?!
Insgesamt waren an diesem Wochenende 173 Jahre Obedience-Erfahrung anwesend! Manche Teilnehmer waren recht neu dabei, andere machen den Sport schon mehr als 10 Jahre.
Oili und vor allem der HSC Wuppertal möchten sich für die Unterstützung von Sporthund bedanken. Nur durch namhafte Partner und interessierte Sportler schaffen wir es, den Sport weiter voranzutreiben.