Die weltbesten Obedience Hundesportler zu Gast in Spanien
Die Anreise & die Location
Aus allen Ecken Deutschlands machte sich das deutsche Team auf zur langen Fahrt nach Oviedo. Zum Teil mussten bis zu 2000 km geschafft werden. Wir – Christine und Marvin Hahn – fuhren auch zusammen los, wie alle mit zwei Übernachtungen und viel Spaß erreichten wir Oviedo! Die ersten Teams waren schon da!
Die WM Location war ein Traum, eine ehemalige Reitanlage mit guter Infrastruktur! In die Haupthalle durfte man noch nicht gehen oder gar trainieren, natürlich um faire Chancengleichheit zu garantieren.
Neben der Halle war eine kleine, offene Trainingshalle, in der sich alle Nationen untereinander das Training aufteilten und auch zusammen trainierten. Top Stimmung verbreitete sich unter den Nationen! Die Stimmung war unfassbar gut. Der Rasenplatz, der sich auch auf dem Gelände befand, stand unter Wasser, da das Wetter bis zu 10° kälter und nasser als in Deutschland war. Willkommen in Spanien!
Über 25 Nationen aus der ganzen Welt waren dabei. Zum ersten Mal – und das war wirklich unfassbar – kamen sogar zwei Länder aus Südamerika. Zwei Starter aus Argentinien und ein Starter aus Kolumbien. Nach der Corona Pause war auch wieder Japan mit dabei!
Vier Richter waren vor Ort, natürlich ein Richter aus dem Austragungsland Spanien, dann aus Österreich, Belgien und Schweden. So perfekt, wie auch schon die Vorbereitung und Ankündigung des spanischen Austrägers war, so perfekt war auch die ganze Veranstaltung Es passte einfach alles von Zeitabläufen, Hilfen, Vet-Check, Trainingszeiten, Abläufen in der Halle bis zum Gala Abend und auch den offiziellen Zeremonien.
... und dann ging es los ...
Am Donnerstag ging es mit den Gruppenübungen los. Gleich in der ersten Gruppe waren zwei deutsche Starterinnen, Christine Hahn mit Flash und Wera Hahn mit Fire. Ebenso wie diese Beiden haben Sandra Rohrer mit Burn, Anne-Kathrin Weiß mit Hitch, Marvin Hahn mit Sonic und Shauna Wenzel mit Miff die Gruppenübung richtig gut absolviert.
Am nächsten Tag ging es dann weiter! Christine Hahn mit der Startnummer 3 wirbelte durch die Übungen und sahnte sofort ein Vorzüglich ab. Schon da fing es an zu kribbeln und es roch nach Finale. Ja, es war sehr spannend, die Stimmung unseres Teams war mitreißend. Auch Wera Hahn absolvierte einen richtig guten Lauf, leider hatte sie etwas Pech mit der Box. Sie erreichte aber trotzdem 212,5 Punkte! Wera war bisher fast bei jeder WM dabei.
Ihre Erfahrung spürt man bei jedem Start. Sie sagt selbst, nicht mehr so nervös zu sein wie „früher“.
Sandra Rohrer, die FCI Weltmeisterin von 2014, zeigte einen unfassbar guten Lauf mit ihrem Hund Burn, dieser bestach durch sein wahnsinniges Tempo! Es wurden sehr, sehr gute 243,5 Punkte, damit war sie die zweitbeste deutsche Starterin! Anne-Kathrin Weiß mit Hitch lieferte bei ihrer zweiten WM Teilnahme richtig gut ab, leider hatte Hitch ein Ohrenproblem … Schon in der ersten Übung hatte Hitch ein Insekt im Ohr, das ihn bei der Ablage zum Abruf störte; er stand auf. Das bedeutete dann leider 0 Punkte in dieser Übung. Er hielt kurz vor der Fußarbeit den Kopf schief. Nachdem Anne das bemerkt hatte, hat sie das Ohr gecheckt, Insekt entfernt und weiter ging es. Tolle 214.25 Punkte wurden es dann!
Nun kam der Newcomer Marvin Hahn mit Sonic als einziger männlicher Starter des deutschen Teams an die Reihe! Nochmal zur Aufklärung: Er ist der Ehemann von Christine Hahn, aber das Ehepaar ist nicht verwandt mit Teampartnerin Wera Hahn. Sehr häufig führt das zu Verwirrungen! Er punktete mit dem erst 3-jährigen Sonic komplett durch. 228,25 Punkte!
An diesem ersten Tag starteten die ersten 50 Teams von knapp 100, Tagessiegerin wurde die Norwegerin Lotte Nordli mit Bondi. Was kann man bloß zu diesem Start sagen? Außer: Ich habe noch nie einen so perfekten Start gesehen, nach jeder Übung ging ein Raunen durch die Tribüne. Es war so beeindruckend.
Am nächsten Tag war dann Shauna Wenzel als letzte des deutschen Teams auf der Starterliste. Sie zählte insgeheim zu den Favoritinnen und liefert immer beste Läufe ab! Sie überzeugte in den ersten sechs Übungen mit einer hohen Punktzahl. Auch hier fingen die Zuschauer an zu kribbeln, es roch nach Finale. Dann passierte in der Übung 8 etwas, bei dem man sich nur dachte, das hat er doch noch nie gemacht. Aber so ist es im Hundesport und es passiert auch mal einem Profi ... Statt die Pylone zu umrunden, danach zu stoppen, das Apportel und die Hürde zu nehmen, sprang Miff entschlossen direkt über die Hürde, holte das Apportel, um genauso entschlossen wie auf dem „Hinflug“ zurück zu springen. Somit wurde die Übung genullt, was aber dem weiteren Lauf keinen Abbruch tat, der war genial.
233 Punkte. Tagessiegerin am zweiten Tag wurde Maria Brandel.
Deutschlands Reserve
Viele Nationen waren überrascht, dass Deutschland wieder das einzige Land war, welches nicht mit 7 Teams startete. Insgesamt dürfen 7 Teams starten, davon 6 Starter pro Nation, deren beste 3 Ergebnisse in die Teamwertung fließen. Für alle anderen Länder startet auch der Reservestarter, dieser kann sogar Weltmeister werden, nur fällt sein Ergebnis nicht in die Teamwertung. In Deutschland ist das anders und so erhielten die Hauptverantwortlichen schon viele, viele Anträge, damit dies geändert wird. Deutschland bleibt dabei und lässt seinen Ersatzstarter nicht starten. Dieser trainiert bis zur letzten Sekunde mit, als „würde“ er starten, hält sich das Wochenende frei, um im Notfall einzuspringen. Auch bei der offiziellen Siegerehrung ist es dem Reservestarter nicht erlaubt mit dem Team an der Zeremonie teilzunehmen und so stand ich mit meinem Berner Muk auf der Tribüne – feiernd natürlich!
Finale! Tine & Flash!
Christine Hahn zog somit als Einzige des deutschen Teams ins Finale ein. Ihr Wunsch, ihr Traum bei der dritten WM Teilnahme mit Flash ging damit in Erfüllung. Gänsehaut! Wer Christine auch nur ein bisschen kennt, weiß, wie sehr sie diesen Hundesport liebt Gefühlt schauten alle deutschen Obistarter per Livestream mit – es war so spannend. Auf der Tribüne zitterten auch alle mit.
Als Tine Flash in den Kreis nach vorne schickte, hielten alle die Luft an. Wir alle hatten Sorge, das Timing des Stoppens würde nicht klappen. Wie konnten wir das nur denken! Souverän stoppte sie Flash und alle atmeten durch. Während ich mich kurz vor einer Ohnmacht befand, war Tine äußerlich zumindest mehr als nervenstark – sie hat ihre Finalteilnahme wahrlich genossen!!! Was ein tolles Team!
Wieder lieferte sie ab, punktete durch und sicherte sich Platz 13 in der Obedience Welt. Jubelnd verließ sie den Ring! Gerne hätte ich von diesem Moment ein Foto!
Sonderpreise
Zu erwähnen sind aber noch ein paar andere Starter! Eigentlich müsste man über fast jeden berichten, aber ich habe mir nur ein paar raus gepickt ... unter anderem die Finnin Tiiana Palmu, die mit ihrem Golden Retriever Kelo in das Finale kam! Ich habe die beiden bereits vorab auf Instagram verfolgt, aber live waren die Beiden noch besser! Mit Freude, Schnelligkeit und Präzision überzeugte der Golden Retriever und wurde Platz 6 der Welt! Neben diesem Platz 6 erhielten sie auch noch den Sonderpreis, der jedes Jahr bei der WM vergeben wird, für den Starter, der NICHT mit einem Border Collie startet! Zusätzlich erhielten auch Kolumbien und Argentinien einen Sonderpreis, für die weite Anreise und die erste Teilnahme.
Teamwertung
Auch da gab es fantastische News, erster wurde Norwegen, zweiter Finnland und dritter Österreich! Das gab es noch nie, dass ein so kleines Land auf dem Treppchen der Teamwertung landete. In den letzten Jahren waren hauptsächlich die nordischen Länder vertreten. Aber dieses Jahr platzierte sich das lustige und sympathische Team aus Österreich, darunter Carina Mayrhofer. Sie trat sogar mit zwei Hunden an und mit Finn schaffte sie es ins Finale!
Auch eines meiner Highlights war der Start der Österreicherin Tina Surlina mit Seven. Sie kam nach ihrem ersten Start ins Finale und gehörte zu einer meiner Favoritinnen! Top Team!!!!
Deutschland belegte den 7. Platz in der Teamwertung.
Die Treppchenplätze!!!!
Als absolutes Highlight muss ich aber über Lotte Nordli berichten. Sie ging mit ihrem Border Collie Bondi an den Start. Was dann im Ring passierte, kann man eigentlich gar nicht beschreiben. Ich habe noch nie einen so guten und perfekten Lauf gesehen! In jeder Sekunde zweifelte man nicht an dem Können und der Ausstrahlung dieses Teams. Es war klar, dass sie Tagessiegerin werden und ins Finale kommen würde. Als erste Starterin des Finales räumte sie wieder ab und wurde Weltmeisterin 2023!
Zweiter Platz ging an meine Lieblingsmaria: Maria Brandel aus Schweden! Sie ist eine der lustigsten und besten Sportlerinnen und startete mit dem Border Collie ihrer Schwester. Wer mal die Möglichkeit hat, sollte ein Seminar mit ihr buchen oder ihren Blog ansehen!!! Ihr Motto: If it's not fun – you're doing it wrong!
Dritter Platz und natürlich auch mit einem absolut fabelhaften Start wurde Kjellaug Selsaas mit Nelly aus dem besten Obedience Land: Norwegen. Nur ein halber Punkt hinter Maria Brandel! Das war knapp!!!!!
Fotos: Hermann Wenzel