Rally Obedience: DVG Landesmeisterschaft Nord-Rheinland
„Es ist die Königsklasse der Unterordnung und man kann sie in jedem Alter mit seinem Hund betreiben“, sagt mir Wilfried Stasiak auf meine Frage, warum er sich genau diesen Sport ausgesucht hat.
Er ist zusammen mit seinem Yorkshire Terrier Pelle das erste Mal bei einer Landesmeisterschaft und startet in der Klasse Beginner, ebenso wie die Vereinskolleginnen Gerti Stasiak und Susanne Meyer-Ricks. Auch Sabine Buchholz ist mit dabei, sie startet mit ihrer Hündin Emma in der Klasse 2, ist aber erst am Nachmittag an der Reihe. „Das lange Warten bis zum Start ist doch sehr anstrengend, die Aufregung steigt“. Alle vier sind für den HSV Dormagen Süd dabei.
Insgesamt nahmen an dieser Landesmeisterschaft, ausgerichtet vom HSV Neuss-Norf, 118 Teams teil. 20 in der Seniorenklasse, 24 bei den Beginnern, 16 in der Klasse 1, 28 in der Klasse 2 und 30 Teams in der Klasse 3. Es waren erfreulicherweise auch Jugendliche dabei, die in ihren Klassen extra gewertet wurden. Zwölf der Teams erreichten 100 Punkte und vier Teams haben leider nicht bestanden. Landesmeister/innen können nur Teams der Klassen 3 und Senioren werden, jeweils 1 x Jugendliche und 1 x Erwachsene. Die Gewinner der anderen Klassen sind Klassensieger.
Und doch, es ist anders bei einer Landesmeisterschaft. Der Einlauf der Teams zur Musik von „Two Steps from Hell – Heart of Courage“ verursacht Gänsehaut und Spannung und auch ein wenig nasse Augen, die Stimmung ist einfach eine ganz Besondere. Die vielen Zuschauer aus dem Verein geben noch einmal mehr das Gefühl, „wir sind ein Team“ – so Gerti Stasiak und „der Leistungsdruck ist sehr hoch“, sagen sie. Am Ende bestehen sie alle.
Was ist das Besondere an Rally Obedience (RO)?
Diese Frage stelle ich einigen Teilnehmern. „Man findet schnell hinein“, sagt mir Sandra Vonderstein, die fast von Anfang an dabei ist. 2013 begann es mit Rally Obedience in Deutschland, 2015 hat sie das erste Mal gerichtet, damals noch nach dem ersten Regelwerk. In diesem Jahr hat sie das erste Mal international gerichtet. Sie ist sehr bekannt, gibt auch viele Seminare und hat Bücher geschrieben. Früher war sie im Rettungshundesport unterwegs, dann auch im Agility, aber als der Hund älter wurde, fand sie ihren Weg zu RO und war sofort begeistert.
„Es ist ein Sport, der einen einfängt. Man hat sehr schnell Erfolge, kann schnell weiterkommen“, sagt sie. Stimmt. Ein gutes Beispiel ist Susanne Meyer-Ricks mit Ricky Rix, die als Landesmeisterschaft-Debütantin mit 99 Punkten direkt auf dem 2. Platz in der Beginner-Klasse abschließt. Ihr erstes Turnier überhaupt lief sie erst im Dezember 2022. „Ich finde es gut, dass man mit dem Hund auch reden darf“, so sagt sie mir.
„Jeder kann RO machen“ sagt Sandra Vorderstein weiter und berichtet, dass kürzlich ihr Verein „RallyDogs Dreiländereck“ von der Stadt Aachen gefragt wurde, ob sie bei der Aktion „Sport im Park“ mitmachen möchten. Sie haben zugesagt und werden dort jetzt sechs Wochen lang einen Kurs in RO geben. Jeder kann mitmachen und den Einstieg in diese tolle Sportart finden.
„Rally Obedience ist hervorragend für die Teambildung und die eigene Körpersprache“, sagt mir Trixie Möllhausen vom ausrichtenden Verein Neuss Norf. Sie ist mit drei Hunden am Start, gewinnt mit Roxy in der Beginnerklasse mit 100 Punkten und erreicht mit Hicks in der Klasse 2 mit 95 Punkten Platz 2. Mit Senior Balou wird es trotz 100 Punkten am Ende der dritte Platz. Bei 1:35 Minuten waren zwei andere Seniroen schneller. Sechs weitere Teams laufen fehlerfrei mit 100 Punkten, deshalb entscheidet dann die Zeit.
„Der Grund warum wir tun was wir tun, ist das gemeinsame Arbeiten mit meinem Hund. In diesem Sport können wir nur als Team etwas erleben und erreichen“ sagt Sabine Buchholz, die ihr Landesmeister-Debüt in Klasse 2 hat. Mit 73 Punkten erreicht sie Platz 22.
Nele Kemena (18) startet dieses Jahr noch in der Jugendklasse und führt ebenfalls direkt drei Hunde, die auch schon bei der Bundessieger-Prüfung starteten. Eigentlich sind IGP und THS ihre Sportarten, die sie mit allen drei Hunden intensiv betreibt. Sie ist auf dem Hundeplatz groß geworden, ihre ersten Turniere lief sie schon im Vorschultalter. Für sie ist Rally Obedience eine Sportart, die ihr hilft, „die Kommunikation mit dem Hund und die eigene Ruhe zu verbessern“. Mit Malinois Asti siegt sie in der Beginnerklasse bei der Jugend mit 95 Punkten. In der Klasse 2 erreicht sie als einzige Jugendliche Di Nozzo 74 Punkte. Ihre Mischlingshündin Bella, die sie seit ihrem sechste Lebensjahr hat, startet in Klasse 3 und erzielt 70 Punkte.
Für jede Rasse geeignet?
RO ist für jede Rasse und für jeden Hund geeignet, egal ob klein oder groß, egal ob jung oder alt. Im Turnier sehe ich sehr viele unterschiedliche Rassen, viele Mischlinge und viele kleine Hunde, die alle tolle Leistungen zeigen. Auch die Charaktere sind unterschiedlich. Und so kann man in der Beginnerklasse einen hochtriebigen Malinois ebenso laufen sehen, wie einen hochmotivierten Yorkie.
Und dann ist da noch Korsan, der gemütliche zweijährige Staff-Mix aus dem Tierheim. Korsan ist ein sehr ausgeglichener Hund, der eine tolle Bindung zum Besitzer hat, aber viel Ansporn benötigt. Selim Öztürk scheut sich nicht, ihn in den höchsten Tönen zu motivieren und anzufeuern. Und Korsan macht dann auch alles, aber mit Ruhe, eben auf seine Art. Und so fehlen am Ende 1,5 Sekunden, die sie länger brauchen als das Zeitlimit. 82 Punkte hätten es werden können. „Das ist nicht schlimm“, sagt Selim mir, er ist so wie er ist und wir machen einfach weiter. Es geht um die Zusammenarbeit“.
Gerti Stasiak gefällt es besonders, dass auch alte Hunde diesen Sport machen können. Die wollen schließlich auch noch beschäftigt sein.
Und wie arbeitet ihr?
Auch diese Frage stelle ich und natürlich wird unterschiedlich gearbeitet. Nele Kemena arbeitet mit den Malinois Asti und Agent Di Nozzo „sehr steif“ wie sie sagt. "Da kann eine Handbewegung zuviel sein und den Hund aus der Konzentration bringen."
Die Border Collies von Trixi Möllhausen sind Mutter und Tochter. Während Tochter Roxy viel Lob und Aufmerksamkeit braucht und dieses Mal „zum ersten Mal sicher gelaufen ist“, ist Mutter Hicks eine sehr temperamentvolle Hündin, die auch gerne bellt. „Da muss man immer sehr viel Ruhe reinbringen“ sagt Trixie. Und Australian Shepherd Balou muss immer belohnt werden, damit er gut arbeitet.
Unterschiedliche Menschen und unterschiedliche Hunde bilden unterschiedliche Teams, etwas, was Sandra Vonderstein immer sehr faszinierend findet. Sie erreichte übrigens mit ihrem Collie Edin den 4. Platz mit 96 Punkten in der Klasse 2 und mit Jayjay bei den Senioren den 9. Platz mit 99 Punkten.
Familienduell
Die Debütanten Gerti und Wilfried Stasiak sind seit fast 50 Jahren verheiratet und betreiben auch diesen Sport gemeinsam. Beide erreichten 84 Punkte, aber Wilfried war acht Sekunden schneller und gewann somit das Familienduell.
Was kommt als Nächstes
Für viele Teams ist der nächste Schritt die DVG-Bundessiegerprüfung, die in diesem Jahr vom 7.-8. Oktober in Recklinghausen stattfindet. Die Landessieger/innen dieser Veranstaltung (Klasse 3 und Senior) gelten als qualifiziert. Die Klassensieger (Klasse B, 1 und 2) gelten auch als qualifiziert, aber nur in der Klasse, in der sie in Neuss gestartet sind. Alle anderen müssen sich qualifizieren, indem sie innerhalb eines Jahres (in diesem Fall August bis August) mindestens drei Ergebnisse mit mindestens 70 Punkten erreichen. Über die Summe aus den Qualifikationspunkten werden absteigend die Startplätze vergeben.