Manuela Schmidt muss Erfindungsreichtum beweisen, denn ihre Französische Bulldogge Strolch ist von Geburt an taub. „Er trägt einen Gendefekt, der häufig bei weißen Hunden auftritt“, erklärt sie. Für die ausgebildete Mensch-Hund-Beraterin aber kein Manko, sondern ein Pluspunkt. „Genau deshalb habe ich ihn geholt. Ich wollte selbst die Erfahrung machen, um später anderen Hundebesitzern mit tauben Hunden besser helfen zu können.“
Denn die Herausforderung besteht darin, einen Weg zur Kommunikation zu finden. Akustische Signale sind nutzlos, also bringen Kommandos ebenso wenig wie der Klicker.
„Da wir in unserer Hundeschule bereits viel mit Körpersprache arbeiten, war es keine allzu große Umstellung für mich. Aber ich musste ihm beibringen, permanent auf mich zu achten.“ Ein Lernprozess, der Zeit und Konsequenz erfordert. „Strolch musste lernen, wirklich niemals aus eigenem Antrieb wegzulaufen. Das könnte für ihn lebensgefährlich werden. Deshalb habe ich ihn anfangs sehr eng an der Leine geführt.“ Langsam wurde der Radius vergrößert.
Heute ist Strolch sechs Jahre alt. „Schwierig wird es immer dann, wenn er auf Distanz arbeiten soll. Also zum Beispiel beim Mantrailing, wo der Hund vorgeht und die Spur verfolgt.“ Das Problem: Strolch schaut zu seinem Frauchen, wenn er einen Auftrag erwartet. Also musste sie ihn dazu bringen, ohne Rückversicherung der Spur nachzugehen. „Er ist dann zeitweise auf sich alleine gestellt“, erzählt Manuela Schmidt.
Außerdem sind die beiden beim Hoopers aktiv. Die Sportart hat ihren Namen von den „Hoops“, am Boden aufgesetzten Rundbögen. Durch sie muss der Hund laufen, springen ist nicht erforderlich. Ansonsten ähnelt der Geräteparcours dem Agility. Eine große Besonderheit besteht darin, dass der Mensch nicht mitläuft. „Hoopers ist Distanzarbeit. Der Hundeführer bringt seinen Hund an den Start und begibt sich dann in den festgelegten Führbereich, den er während des Laufes nicht verlassen darf. Von dort aus dirigiert er nur mit Körpersprache, Sicht- und Hörzeichen durch den Parcours“, erklärt Schmidt.
Das macht den Sport für große Hunde interessant, für ältere oder solche, die nicht springen dürfen.
Auch Disc-Dogging haben die beiden ausprobiert und darin sogar Wettkämpfe bestritten. Der Vorteil: „In dieser Sportart studiert man einen Bewegungsablauf ein, der sich im Wettkampf einfach abspulen lässt“, erklärt Schmidt. Anders als bei Agility oder Hoopers werden Halter und Hund also von keinem Parcours überrascht. Zudem kommt es beim Dog-Frisbee darauf an, dass der Hund der Scheibe hinterherjagt und sie seinem Frauchen zurückbringt. „Sobald Strolch diese Aufgabe verstanden hatte, spielt seine Taubheit keine Rolle mehr.“
Und schon flitzt er über den Platz wie jeder andere Hund auch.