Ein Fall für drei
Was für ein großartiges Bild bei der Siegerehrung der diesjährigen bayerischen Meisterschaft THS in Diepersdorf. Und vor allem – was für eine Stimmung. Zu den Klängen des bayerischen Defiliermarsches halten die teilgenommenen Vereine stolz ihre Fahnen in den nicht weiß-blauen, sondern ausnahmslos blauen Himmel. Ein würdiger Abschluss einer mehr als top organisierten, kollegialen und leistungsstarken Veranstaltung.
„Es war rundum gelungen. Und wir haben viel Lob bekommen“, sagt Herbert Zeltner vom „SGV Oberes Pegnitztal Velden“ nicht ohne Stolz. Zusammen mit dem „SGV-Schnaittach“ und den „Sporthunden Franken“ waren die drei Vereine dieses Jahr die Ausrichter. „Es war zwar sehr viel Arbeit, solch ein Event zu stemmen, aber wir wollten auch mal eine bayerische Meisterschaft organisieren, die Region angemessen vertreten und ein guter Gastgeber sein, an den man sich gerne erinnert“, erklärt Zeltner, der seit 41 Jahren im Vereinsvorstand und der Mann für die Behördengänge ist. Zu Polizei, Veterinär- und Ordnungsamt hielt er Kontakt, damit auch nach der neuen Hundeverordnung alles reibungslos laufen und die 110 Teilnehmer mit ihren Hunden einen störungsfreien Wettkampf bestreiten konnten.
Zwei Sportplätze, ein Tennisplatz und über 40 Freiwillige
Um solch eine Meisterschaft durchführen zu können, reicht keine einfache Wiese hinter dem Hundeplatz. Für 142 Starts braucht man Platz, viel Platz, um nicht bei Geländelauf 2000 m, Geländelauf 5000 m, Vierkampf 2 und Vierkampf 3 in Turbulenzen zu kommen. Vor allem der Vierkampf als Paradedisziplin im THS mit seiner Unterordnung, dem Hürden-, Slalom- und Hindernislauf benötigt massig Fläche. „Wir wollten eine besondere Location bieten. Und das ist uns mit dem Sportgelände der „Spielvereinigung Diepersdorf“ gelungen. Wir hatten zwei annähernd aneinander liegende Sportplätze zur Verfügung – auf dem einen konnten wir die Gehorsamsübungen durchführen, auf dem anderen die Laufdisziplinen. Zwischen den beiden Sportplätzen lag ein Tennisplatz. Den nutzten wir als Treff- und Sammelpunkt für die Starter, damit alle rechtzeitig an Ort und Stelle waren“, so Herbert Zeltner, der selbst als Gruppenleiter für Vierkampf 3 weiblich ab 19 fungierte. An so vieles mussten die drei ausrichtenden Vereine im „bayerischen Landesverband für Hundesport“ (BLV) denken – Streckenposten, damit sich keiner im Wald verirrt oder Passanten mit Hunden den Weg kreuzen, Auswahl einer geeigneten Laufstrecke hinsichtlich leichten Waldbodens mit null Steigungen, Unterbringung der Teilnehmer, Infrastruktur für die Wohnmobile der Starter, Strom für die Zeitmessung und nicht zuletzt an das leibliche Wohl aller Beteiligten. Auch in diesem Punkt entpuppte sich die „Spielvereinigung Diepersdorf“ als ideale Wahl: „Sie haben das Mittagessen übernommen und abends gegrillt. Wir ausrichtenden Vereine haben lediglich Kaffee und Kuchen angeboten, da wir der Spielvereinigung Diepersdorf finanziell etwas zukommen lassen wollten“, erzählt Zeltner. Also eine Win-win-Situation für alle.
Gold für Sporthund Partnervereine
Siege für herausragende Leistungen gab es einige. Als Zeltner vom Erfolg des 15-jährigen Tim Burkhardt aus seinem Verein „SGV Oberes Pegnitztal Velden“ im Geländelauf 2000 männlich ab 15 unter sieben Minuten erzählt, tritt der Organisator in den Hintergrund. Jetzt ist er ganz Vereinsvorstand und Sportkamerad: „Da ist man schon sehr stolz, dass der Gewinner der Jugendklasse aus unserem Verein kommt. Turnierhundesport lebt weiter – das ist großartig.“
Allerdings fällt auch in dieser Hundesportsparte, die auch Leichtathletik mit dem Hund genannt wird, der Nachwuchs nicht vom Himmel. Er wird gefördert. In Jugendarbeit.
Altersneutral geht es beim Combination Speed Cup (CSC) mit seinen vier Disziplinen zu. Bei diesem Teamwettbewerb starten drei Läufer/innen wie bei einem Staffellauf und absolvieren Unterordnung, eine Hindernisbahn, Slalom und einen Hürdenlauf. CSC Platz 1 und 3 gab es für unsere Partnervereine „Sporthunde Franken“ und „SGV Oberes Pegnitztal Velden“ – herzlichen Glückwunsch zu dieser sportlichen Teamleistung, die organisatorische habt ihr ohnehin gerockt!
Doppelbelastung, Flatterband und 2x bayerische Meisterin
Bayerische Meisterin im Vierkampf 3 weiblich ab 50 wurde Silke Richter von den „Sporthunde Franken“ mit ihrem Border Collie Kasper. Einzig und allein ein vermasseltes Steh brachte dem Team Punktabzüge, die Laufdisziplinen liefen top. Damit aber nicht genug: Mit ihrem Husky Eyco wurde Richter im Geländelauf 2000 m erneut bayerische Meisterin. Und mit ihrem Malinois Frodo zweite im Vierkampf 2 – und dass bei diesen heißen Temperaturen. Aber nicht nur die Klimakapriolen waren eine Belastung. Wiederholungstäterin Richter war auch organisatorisch eingespannt, da ihr Verein ja Mitausrichter war. „Ich bin um 4:30 Uhr aufgestanden und habe auch noch vor meinen eigenen Starts noch Strecken abgeflattert“, erzählt die Mehrhundeführerin lachend. Hut ab vor dieser Willensstärke und Leidenschaft!
Dass Richter für ihren Hundesport brennt, merkt man sofort. Vor dem Unterordnungsteil sammelt sie die Aufmerksamkeit und Konzentration ihrer Hunde – in der Ruhe liegt eben doch die Kraft. Codewörter wie beispielsweise im IGP-Sport sind bei den Laufdisziplinen überflüssig, da der Hund die Stationen selbst sieht.
„Für dieses Wetter haben die Hunde super gearbeitet. Die Veranstaltung war ein tolles Erlebnis. Und ich weiß, Eigenlob stinkt ja eigentlich, aber von vielen Seiten haben wir gehört, dass die bayerische Meisterschaft THS super organisiert war. Das freut uns natürlich sehr“, so Richter, die ihre Konkurrenten nicht Konkurrenten nennt, sondern Mitstreiter: „Alle waren sehr fair, auch die Besucher haben sich top verhalten und die Richter haben fair und gleichmäßig gerichtet.“
Was auch wichtig ist, es gab keine ernsthaften Verletzungen bei Mensch oder Tier – das ist schon bemerkenswert, weil die Läufer richtig Gas geben.
Gold-Sophie, 159 Gramm Geburtsgewicht und eine Liebesgeschichte
„Vielleicht ist THS gar nichts für meinen Hund“, dachte die 25-jährige Ingenieurinformatikerin Sophie Paulin 2022 nach der bayerischen Meisterschaft THS. „Das Training lief so super und dann war die Meisterschaft so schlecht.“ Dementsprechend wurde die junge Frau vom PSV Fürstenfeldbruck e.V. dieses Jahr von Training zu Training immer unsicherer. Aber – Gott-sei-Dank hat sie ihren Gedanken nicht geglaubt und nicht aufgegeben!
Denn Sophie Paulin wurde dieses Jahr im Vierkampf 3 bayerische Meisterin weiblich ab 19 mit ihrem Australian Shepherd Spotty und schlug somit Pia Schmalzbauer, die eigentlich immer gesetzt ist. „Ich bin mega stolz auf meinen Hund. Plötzlich läuft es so perfekt. Unterordnung fast tadellos, bis auf den doppelten Vorsitz. Beim Slalom läuft Spotty allerdings riesige Bögen. Der Hürdenlauf hat ohne Abwürfe perfekt funktioniert. Und bei der Hindernisbahn war und ist Spotty komplett souverän. Das war so unerwartet“, sagt Sophie, deren Stimme offenbart, dass Spotty und sie eine besondere Liebesgeschichte verbindet: „Spotty stammt aus unserer eigenen Zucht. Mit seiner Mutter war ich im THS bereits bayerische Meisterin und deutsche Vize-Meisterin. Ich hatte keinerlei Ambitionen, einen Welpen zu behalten. Dann kam Spotty auf die Welt. Alle Welpen hatten ein Geburtsgewicht von 400 bis 450 Gramm. Nur Spotty war ein Winzling, er hatte lediglich 159 Gramm und somit keine Chance an der Milchbar. Ich habe ihn dann mit der Flasche aufgezogen und nach den kritischen zwei Tagen Päppeln ging es bergauf. Dann war für mich klar: Den gebe ich nicht mehr her.“ Ergo: Manchmal braucht man keinen Plan, sondern muss nur vertrauen und sehen, was passiert.
Beam me up, Spotty!
Das tat Spotty dann auch. Der Australian Shepherd zeigte sich schon als Welpe als sehr gelehrig und kooperativ, sodass Sophie mit ihm Tricktraining begann. In Windeseile lernte der Rüde Tricks, mittlerweile beherrscht er 200 unterschiedliche, die auf seinem YouTube-Kanal „AussieSpot“ zu bestaunen sind.
„Von unseren Bestzeiten waren wir bei der Bayerischen weit entfernt, aber dafür fehlerfrei. Und das hat es rausgehauen“, sagt Sophie, die zehnjährig mit THS angefangen hat und mit elf Jahren ihren ersten eigenen Hund bekam. Allerdings nicht einfach so. Sophie musste für ihren Traum schon was tun. „Meine Mutter sagte, dass ich einen Hund bekomme, wenn ich weiß, wie man einen Hund ausbildet“, so Sophie. „Und um das belegen zu können, musste ich die Begleithundeprüfung mit Mamas Hund ablegen.“ Von da an war Sophie im Hundeverein anzutreffen und mit elf war die Challenge gewonnen.
Bei diesem Background ist es kein Wunder, dass Sophie heute Trainerin, Jugendwartin und Züchterin ist. Außerdem haben sich die beiden für die VDH DM im September qualifiziert.
Chapeau! Sporthund gratuliert recht herzlich und wünscht allen Qualifikanten gutes Gelingen und maximalen Erfolg!