Früher war die Beschäftigung oder auch die Arbeit mit dem Hund hauptsächlich zweckorientiert. Der Hund wurde als Helfer des Menschen gesehen. In den letzten 10-20 Jahren sind aber die sportlichen Gesichtspunkte immer stärker geworden, stehen heute überwiegend auch im Vordergrund und ändern damit das Bild vom Hundesport in der Öffentlichkeit. Aber warum boomt der Hundesport, welchen Sinn macht er?
Körperliche und geistige Herausforderungen sind für das seelische Gleichgewicht wichtig. Nicht nur für uns Menschen, sondern auch für unseren Hund.
Herausforderungen ermöglichen eine körperliche und geistige Fitness bis ins hohe Alter. Fragt man also nach dem Sinn, dann wird schon mal klar, dass die „Bedienung“ von Körper und Geist auch Verpflichtung für jeden Hundehalter ist.
Der Körper verlangt intensive Bewegung, der Geist intensive Betätigung. Hunde, denen diese Anforderungen unerfüllt bleiben, werden häufig aus Unterforderung und der daraus resultierenden überschüssigen Energie ihre Familie terrorisieren. Das kann für die Halter zur Belastung werden und für die Umwelt durchaus auch zur Gefahr.
Drei Beweggründe, die einen Hundehalter dazu veranlassen, Hundesport zu betreiben, sind:
- Fitness
- Geistige Auslastung
- Gesellschaftliche Komponente
FITNESS
Es ist ein Teufelskreis: Wer rastet, der rostet! Und wer rostet, wird träge und faul. Die Gesundheit leidet. Da geht es unserem Vierbeiner nicht anders als uns. Aber was ist eigentlich Sport? Wo fängt Sport an, wo hört Sport auf?
Der tägliche Spaziergang kann durchaus schon als Sport gesehen werden, wenn nicht das schlechte Gewissen des Menschen, sondern der Tatendrang des Hundes im Vordergrund steht. Stets dieselbe Runde ist langweilig, stumpft ab und erfüllt unseren Vierbeiner so gar nicht. Kein Hund, und schon gar nicht ein temperamentvoller, wird auf diesen Runden sein seelisches Gleichgewicht finden.
Also Ausdauersport? Das kann beispielsweise die einfache Fahrrad- oder Joggingrunde sein. Oder wer den Wettkampf liebt, versucht sich im Zughundesport. Canicross und Bikejöring trainieren Ausdauer und Kondition, bauen Muskeln auf und geben physische Befriedigung. Aber bedenke: Physische Befriedigung ist nur kurzzeitig. Ausdauersport ist wichtig, macht aber unseren Hund nur ausdauernder! Wer seinen Hund richtig auslasten will, muss ihn geistig fordern. Hundesport ist dafür die Lösung!
GEISTIGE AUSLASTUNG
Gern wird Hundesport mit dem Begriff „Hundearbeit“ in Zusammenhang gebracht. Das ist natürlich so nicht ganz richtig, auch wenn es nicht ganz falsch ist. Oft wird vergessen, dass unsere Hunde ursprünglich, wie im vorherigen Artikel bereits erwähnt, Arbeitstiere waren und viele Rassen auch für einen bestimmten Zweck planvoll gezüchtet wurden.
Natürliche Instinkte und Fähigkeiten sind also unseren Vierbeinern gegeben, können und sollten auch nicht ignoriert werden. Hundesport kann dazu beitragen, dass unsere Hunde ihre natürlichen Bedürfnisse „befriedigen“, Stimmungen ausleben und arttypische Beschäftigung erleben dürfen.
Auch unsere heutigen Hunde erfüllen gern eine Aufgabe, finden in einer Tätigkeit ihre Bestimmung. Das macht „glücklich“, auch wenn die Notwendigkeit einer DogDancing-Performance nicht unbedingt mit der Beutearbeit bei der Jagd vergleichbar ist. Geistige Auslastung hilft die natürliche Balance zu halten und fördert wesentliche Aspekte der Mensch-Hund-Beziehung, wie beispielsweise Vertrauen und Einschätzbarkeit, Teamfähigkeit, Bindung und Rudelgefühl. Sicherheit, Sozialkontakt und Kommunikation sind Grundbedürfnisse, die durch gemeinsame Erfolgserlebnisse im Hundesport leicht befriedigt werden können.
Hundesport kann also als eine Beschäftigung mit zweckgebundenen Inhalten gesehen werden, die wichtige Funktionen für ein verhaltenssicheres und artgerechtes Zusammenleben erfüllen, aber auch Spaß machen und befriedigen.
GESELLSCHAFTLICHE KOMPONENTE
Hundesport als Hobby ist Aktivität im Kreis Gleichgesinnter, die die Faszination und die Freude an der Sache teilen. Im Zeitalter der sozialen Medien, die unsere Welt zwar globaler aber auch individualisierter machen, ist die gemeinsame Beschäftigung mit dem Hund eine Kraft, die verbindet. Diese Verbindung ist gesellschaftlich gesehen bereichernd und deshalb sicher nicht zu unterschätzen.
Viele Hundesportler, denen ich in den letzten Jahren die Frage nach Zeit und Aufwand für ihr Hobby gestellt habe, bestätigten mir, dass das den Großteil ihrer Freizeit ausmacht.
FAZIT:
Für welchen Sport man sich letztlich entscheidet, richtet sich nach der eigenen Neigung und den Begabungen des Hundes. Es gibt auf jeden Fall einige Beweggründe, Hundesport zu betreiben. Ein wichtiger, der nicht unerwähnt bleiben soll, ist folgender: Die Ausbildung des Hundes zu einem zufriedenen, ausgeglichenen und zuverlässigen Begleiter wird über den Spaßfaktor hinaus auch zunehmend notwendiger. Warum? Weil unsere zunehmend hundekritische Gesellschaft ausschließlich unauffällige Hunde erwartet.
"Hat der Hund niemanden, der ihn stimuliert, anleitet oder mit ihm interagiert, läuft die Beziehung ins Leere."
Ádám Miklósi (ungarischer Ethologe)