Blutbild

Ein Blutbild geht schnell und liefert wichtige Infos über den Gesundheitszustand des Hundes. Es misst die Anzahl bestimmter Zellen einer Blutprobe. Da manche Erkrankungen das normale Niveau bestimmter Zellen ansteigen oder abfallen lassen, ist ein solcher Test ein wichtiges Instrument zur Diagnostik von Erkrankungen bzw. deren Verläufen. Auch, ob ein verordnetes Medikament so anschlägt wie es soll, kann man häufig am Blutbild ablesen.

Bei älteren Tieren ab einem Alter von etwa sieben Jahren sollte es daher vorsorglich einmal im Jahr gemacht werden. Zusätzlich bei Bedarf immer dann, wenn das Tier Anzeichen von Krankheit oder Unwohlsein zeigt.

Wann nüchtern, wann nicht

Sofern wirklich nur ein Blutbild gemacht werden soll, braucht der Hund dazu nicht zwingend nüchtern sein. Die Anzahl der untersuchten Zellen wird durch eine vorherige Futteraufnahme so gut wie nicht verfälscht. Allerdings nutzen viele Tierärzte die Gelegenheit der Blutabnahme gerne aus, um weitere Werte mitbestimmen zu lassen. Die Höhe des Blutzucker- oder Cholesterinspiegels etwa wird durch vorheriges Fressen beeinflusst, so dass bei diesen Analysen keine vorherige Futteraufnahme erlaubt ist. Hunde, die nüchtern sein sollen, dürfen ab dem Vorabend kein Futter mehr bekommen. Snacks und Leckerlis sind ebenfalls tabu, Wasser trinken ist erlaubt. Falls der Hund regelmäßig auf Medikamenten angewiesen ist, sollte mit dem Tierarzt besprochen werden, ob er seine Tabletten wie üblich einnehmen darf oder nicht.

Vergleich mit Referenzwerten

Mittlerweile brauchen die Blutproben nicht mehr unbedingt in ein externes Labor geschickt werden. Viele Tierärzte haben heute in ihrer Praxis einen eigenen Raum mit den nötigen Analysegeräten, so dass viele Ergebnisse noch am gleichen Tag vorliegen und besprochen werden können. Sie werden immer zusammen mit einem Referenzbereich (auch Norm- oder Normalbereich genannt) angegeben. Dabei handelt es sich um das Spektrum, in dem 95 Prozent aller Messwerte liegen, und die so einen Vergleich ermöglichen. Liegt der Messwert des Hundes drunter oder drüber, kann der Arzt daraus eine bestimmte Fehlfunktion eines Organs oder eine Erkrankung ableiten.

Für sich allein genommen ist ein Blutbild dennoch kaum aussagekräftig. Ein Hund mit einem Laborwert außerhalb des Referenzbereichs kann gesund, ein anderer kann mit einem Wert innerhalb des Referenzbereichs trotzdem krank sein. Unter Umständen gibt es starke tages- und jahreszeitliche Schwankungen ohne Krankheitswert. Außerdem können sich sowohl Referenz-, als auch die ermittelten Werte von Labor zu Labor und von Messgerät zu Messgerät stark unterscheiden. Deshalb ist die Summe verschiedener Faktoren so wichtig. Erst zusammen mit den Erkenntnissen aus der Untersuchung des Hundes und den Informationen, die der Besitzer beisteuern kann, machen dem Tierarzt eine Diagnose möglich.

Das kleine Blutbild gibt einen Gesamtüberblick

Das kleine Blutbild enthält üblicherweise folgende Analysen:

schnell-erklaert

- Erythrozyten [Anzahl/Mikroliter]
- Leukozyten [Anzahl/Mikroliter]
- Thrombozyten [Anzahl/Mikroliter]
- Hämatokrit [Prozent]

Erythrozyten

Erythrozyten, die roten Blutkörperchen, sind runde, scheibenförmige Zellen, die zu 90 Prozent aus dem roten Blutfarbstoff Hämoglobin bestehen. Dieser eisenhaltige Proteinkomplex vermag es, Sauerstoff zu binden und auf diese Weise über das Blut in alle Zellen des Körpers zu transportieren. Liegt dieser Wert unter der Norm, deutet dies auf Blutarmut hin, zu hohe Werte auf eine übermäßige Vermehrung der Blutzellen. Da bei solchen Abweichungen wichtig ist, ob sie auf die Zahl der Erythrozyten oder den Gehalt an Hämoglobin zurückzuführen ist, wird im kleinen Blutbild zusätzlich der Gehalt an Hämoglobin gemessen und in [Gramm/Deziliter] angegeben. Um die Ursachen für eventuelle Abweichungen besser identifizieren zu können, lassen sich aus beiden Werte zusätzliche Parameter berechnen:

 MCV (mittleres Zellvolumen der Erythrozyten),
 MCHC (mittlere Hämoglobin-Konzentration der Erythrozyten)
 MCH (mittlerer Hämoglobingehalt der Erythrozyten).

Leukozyten

Blutroehrchen

Leukozyten, der Überbegriff für die verschiedenen weißen Blutkörperchen, angegeben. Sie werden in der Thymusdrüse und dem Knochenmark gebildet und gelangen durch den Blut- und den Lymphstrom in alle Regionen des Körpers, wo sie Krankheitserreger abwehren und damit eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr spielen. Die verschiedenen Untergruppen nehmen jeweils eigene Aufgaben wahr. Viele Leukozyten im Blut deuten daher auf eine Infektion oder Entzündung hin.

Thrombozyten

Thrombozyten, die Blutplättchen, spielen eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung. Zu niedrige Werte können auf eine gestörte Blutbildung, besondere Formen der Blutarmut, Erkrankungen der Blutgefäße, Blutzellen und der Nieren hindeuten. Zu hohe Werte können durch eine Erkrankung der blutbildenden Zellen im Knochenmark verursacht sein.

Hämatokrit

Hämatokrit ist die Summe aus Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten, also der Anteil der zellulären Bestandteile im Blut. Bei einem Hämatokrit-Wert von 50 Prozent beispielsweise besteht eine Blutprobe zur Hälfte aus zellulären Bestandteilen. Er ist ein Maß für die Zähflüssigkeit des Blutes beziehungsweise den Wasserhaushalt des Hundes.

Das große Blutbild trennt die Abwehrzellen

Das „große Blutbild“ hingegen ist ein sogenanntes Differentialblutbild, bei dem ein kleines Blutbild um eine Beurteilung der verschiedenen weißen Blutkörperchen ergänzt wird. Die Werte werden als relativer Anteil in [Prozent] bezogen auf die gesamte Leukozytenzahl und als absolute Anzahl in [Anzahl/Mikroliter] angegeben. Ein großes Blutbild gibt Aufschluss über die Abwehrsituation, in der sich das Tier im Moment der Blutentnahme befindet. Üblicherweise gehen ihm ein konkreter Krankheitsverdacht und ein kleines Blutbild voraus.

Neutrophile Granulozyten

Neutrophile Granulozyten sind eine Unterform der Leukozyten und machen anzahlsmäßig etwa zwei Drittel davon aus. Erniedrigte Werte können auf Knochenmarkerkrankungen, Infektionen und Medikamente hindeuten. Erhöhte Werte können durch akute Infektionen, Stress oder Leukämie verursacht sein. Stabkernige Granulozyten sind junge Formen der neutrophilen Granulozyten und an ihrem stabförmigen Zellkern zu erkennen. Reife Granulozyten haben einen eher rundlichen Zellkern und werden daher auch als segmentkernige Granulozyten bezeichnet.

Eosinophyle Granulozyten

Eosinophyle Granulozyten sind an der Abwehr von Parasiten sowie bei Allergien und Autoimmunreaktionen beteiligt. Erniedrigte Werte können auf Knochenmarkerkrankungen und bestimmte Medikamente hindeuten. Erhöhte Werte können durch parasitäre und allergische Erkrankungen verursacht sein, oder darauf, dass eine akute Infektion am Abklingen ist.  

Basophyle Granulozyten

Basophyle Granulozyten spielen bei bestimmten allergischen Erkrankungen eine Rolle. Erniedrigte Werte können auf bestimmte allergische Hautreaktionen oder Schilddrüsenüberfunktion hindeuten. Erhöhte Werte können durch Leukämie, Knochenmarkerkrankungen und Schilddrüsenunterfunktion verursacht werden.

Lymphozyten

Lymphozyten sind die Zellen des erworbenen Immunsystems. Zeitlebens lernen sie dazu, welche Stoffe zum Körper des Hundes gehören und welche als fremd anzusehen sind. Erniedrigte Werte können von Krankheiten verursacht sein, die mit einer reduzierten Infektabwehr einhergehen. Erhöhte Werte sind oft Ausdruck einer Heilungsphase.

Monozyten

Monozyten sind die größten Zellen im Blut. Sie zirkulieren ungefähr 12-48 Stunden und machen ca. 2-8 Prozent der gesamten Leukoyztenpopulation aus. Monozyten haben die Fähigkeit, aus dem Blut in das Gewebe zu wandern und sich dort zu Makrophagen verwandeln. In dieser Form werden sie auch als Fresszellen bezeichnet, da sie Bakterien, Zelltrümmer und veränderte Proteine aufnehmen und abbauen können. Erniedrigte Werte können auf Knochenmarkerkrankungen hindeuten. Erhöhte Werte können von Infektionen, einer Leberzirrhose, Leukämie und Medikamenten verursacht sein.

Was ein Blutbild nicht zeigt

Umgekehrt gibt es viele Messwerte, die sich aus einem kleinen oder großen Blutbild nicht ablesen lassen. So wäre es natürlich klasse, wenn man daran eine Über- oder Unterversorgen des Hundes mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen erkennen könnte. Dies vermag ein Blutbild nicht; dazu müsste das Blutserum in einem Speziallabor untersucht werden. Außerdem bedürfen solche Ergebnisse ausführlicher Interpretation. Selbst Serumwerte innerhalb der Norm lassen keinen Rückschluss auf eine ausgewogene Ernährung zu, da einige Werte jahrelang durch die körpereigene Homöostase in der Norm gehalten werden und sich erst bei starken und/oder langanhaltenden Mängeln verändern. Die Beurteilung des Futters kann daher besser über eine Rationsberechnung erfolgen.

Mangelerscheinungen lassen sich viel einfacher an anderen Faktoren ablesen. Zum Beispiel an einem wachen und lebendigen Eindruck, an klaren und leuchtenden Augen, rosigen und feuchten Schleimhäuten, regelmäßiger und optisch normaler Verdauung.

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