Dauerbrenner THS

Turnierhundesport ist über 50 Jahre alt und hat es trotzdem geschafft, frisch und modern zu bleiben.

Das Erfolgsgeheimnis Turnierhundsport (THS) liegt klar auf der Hand, wenn man als Zaungast mal bei einer DVG Bundessiegerprüfung zugeschaut hat: vielseitiger Spitzensport, attraktive Wettbewerbe, hoch emotional, Rassevielfalt, an den Startlinien von 9 bis 70 Jahre alles dabei, mega Stimmung, harmonisches Zusammenspiel zwischen Mensch und Hund steht im Fokus und der Teamgedanke sowieso.  

 

Wasbek 2024

Es ist Ende August. Eine sehr schöne Platzanlage, tolles Wetter und überall gut gelaunte Menschen, die sich auf die Wettkämpfe der DVG Bundessiegerprüfung freuen. Das Team von Sporthund ist erstmalig dabei und merkt gleich: Hier steppt der Bär. Hier laufen Generationen miteinander. Hier dominiert der Leitspruch „FIT UND GESUND DURCH SPORT MIT DEM HUND.“

Erster Höhepunkt auf dem Veranstaltungsgelände ist der Bambini-Lauf, der das erste Mal die Platzanlage des SV Wasbek 1947 e.V. bezüglich Akustik testet und grandios besteht. Und auch wenn diese Disziplin keinen offiziellen Titel hergibt, so ist doch der Gedanke, dass dies die Anfänge von so manchem späteren Bundessieger, beispielsweise im Vierkampf, sind. Irgendwie schön.

Martin SchlockermannÜberall Kinder, Jugendliche, Familien und „Rentner“. Sie alle stehen an denselben Startlinien, laufen dieselben Distanzen und überwinden dieselben Hindernisse. Hunde aller Rassen sind zu sehen und auch viele Mischlinge. In welcher anderen Sportart gibt es das noch? Einmalig bunt also und nicht wie in anderen Sportarten, in denen nur wenige Rassen an der Spitze der Ergebnislisten zu finden sind.

Natürlich steht der Teampartner Hund auch hier für alle im Vordergrund, trotzdem ist es anders als woanders. Denn hier zählt auch ganz entscheidend die eigene Leistung, die eigene Fitness und die, das sei mal gesagt, beeindruckt an vielen Stellen schon stark und führt dazu, dass man die eigene hinterfragt. 

 

Königsdisziplin Vierkampf

Beispielsweise die Hindernisbahn ist Teil des Vierkampfes und da heißt es mal richtig „Gas geben“. Für Hund und Mensch, denn es spielt keine Rolle, ob der Hund „fünf Minuten“ eher durch die Lichtschranke läuft, solange er alle Hindernisse regelkonform überwindet. Hier wird besonders deutlich, wie sportlich die Leute sind. Ich habe in der Altersklasse ab 61 Hundeführer gesehen, die laufen die Hindernisbahn in 12,88s (Frauen) und 12,59s (Männer). Die Bahn ist 75m lang und das ist wirklich beeindruckend, besonders vor dem Hintergrund, dass die Durchschnittszeit der Altersklasse 19-34 Jahre bei 10,11s (Männer) und 12,04s (Frauen) liegt.

Die schnellste Zeit im Gesamtfeld erreichen Annika Dudzik mit Australian Shepherd Aiden in 10,84s bei den Damen und Patrick Sommer mit Border Collie Duke in 9,45s bei den Herren. Zur Einordnung: Letzterer hätte eine Zeit von 12,60s auf die 100m.

In den beiden anderen Disziplinen des Sportteils geht es etwas mehr um das GEMEINSAM. Da steht z. B. in der PO beim Hürdenlauf: „Vorprellen oder Nachhängen an den Hürden (durch Hund oder Hundeführer) ist fehlerhaft und wird mit jeweils zwei Fehlerpunkten bewertet.“ Zwei Fehlerpunkte sind zwei Strafsekunden, die kann keiner gebrauchen.

Patrick SommerBeim Slalom zählt zwar an der zweiten Lichtschranke wieder der letzte Partner, aber auch hier empfiehlt sich auf jeden Fall ein „Gemeinsam“, denn ein ausgelassenes Streckentor kostet vier Strafsekunden. Und da die Strecke nicht gerade ist, ist ein vorlaufender Hund anfällig für diese.

Jedem dürfte klar sein: Der Hund hat vier Beine, der Mensch nur zwei. Setzt man mal zwei gleichwertig hochmotivierte Teampartner voraus, dann liegt trotzdem auf der Hand: Mensch muss Gas geben und Hund muss gezügelt werden. Aber genau daraus ergibt sich auch die Attraktivität des Sportes für den Zuschauer. Viele Vierbeiner sind, wie in anderen Sportarten auch, sehr freudig bei der Sache und man spürt regelrecht die Energie, die dem Hundeführer den Spaß bringt und die Kontrolle herausfordernd macht. 

 

Rebecca Ratz

Ohne Gehorsam geht es nicht, oder doch?

Als vierte Vierkampf-Disziplin steht Gehorsamsteil, in dem, angelehnt an eine Begleithundeprüfung, vier Übungen zu zeigen sind: Freifolge, Sitz aus dem Normalschritt mit Anholen und jeweils Platz und Steh aus dem Laufschritt mit Abrufen. Es sind 60 Punkte zu erreichen und wer da möglichst nahe rankommt, könnte im Sportteil schon etwas bummeln. Nein, das macht natürlich keiner. Vollgas ist Teil des Sports.

Nur zwei Starter haben die Höchstpunktzahl geschafft. Das war zum einen Rebecca Ratz, die spätere Bundes-Vizesiegerin im Vierkampf der Altersklasse ab 35 weiblich und zum Anderen Christian Jansen, der spätere Bundessieger der Altersklasse ab 19 männlich.

Grundvoraussetzung für einen Turnierstart ist immer die abgelegte Gehorsamsvorprüfung THS und ein Verträglichkeitstest oder alternativ die Begleithundeprüfung des VDH mit Verkehrsteil. Gehorsam kann also theoretisch jeder Hund, trotzdem gibt es für die, die in dieser Disziplin des Vierkampfes nicht so motiviert sind, seit 2022 die Variante Sprint-Vierkampf. In dieser wird der Gehorsamsteil durch einen 1000m-Geländelauf ersetzt und die Sportteile werden jeweils nur einmal gelaufen. Diese Vierkampf-Variante gibt es erst seit 2022 und beweist, dass der Turnierhundsport nicht im Stillstand ist. Geht also im Turnier auch ohne Gehorsam. Turnierhundsport ist flexibel und holt wirklich jeden ab.

 

Stetige Modifikationen ergänzen -alt bewährt-

In den Anfängen des THS gab es nur einige wenige Disziplinen und auch „nur“ auf Breitensportebene. Erst viel später gelang es durch Modifikationen den Sport attraktiver zu machen. Eine ganz entscheidende „Maßnahme“ war die Ergänzung des Breitensports  durch den Spitzensport, der unter der Bezeichnung „Leichtathletik mit Hund“ in die PO aufgenommen wurde. Der THS Breitensport grenzt niemanden aus, die Anforderungen sind etwas einfacher sind und deshalb für alle Noch-nicht-Hundesportler oder Kinder der perfekte Einstieg in die Szene des Hundesports. Sportliche Ertüchtigung, die aktive Freizeitgestaltung mit dem Hund und das Wettkampferlebnis steht allen Interessierten offen. Und die Leichtathletiksparte hebt den Anspruch durch differenzierte Anforderungen an das Leistungsvermögen für alle, die sich auf sportlicher Ebene wirklich messen wollen. Cleverer Schachzug!

Auch die Einführung der Mannschaftswettbewerbe, wie beispielsweise 1987 der Start des CSC (Combinations Speed Cup) taten der Szene ausgesprochen gut und heben die Wertstellung in der Hundesportszene nochmal deutlich an.

 

Wertstellung des THS

In einer Welt, in der es inzwischen so viele Hundesportvarianten gibt, kämpft jede einzelne um ihre Daseinsberechtigung und um Sportler, die sich mit ihrem Virus anstecken. Jeder kennt Gebrauchshundesport und Agility oder auch Dogdance und Mondioring. Wie steht der Turnierhundsport zwischen all den Alternativen dar? Sehr gut!

Die Wertstellung liegt auf der Hand, ist in Wasbek in jedem Stadionwinkel spürbar. Es ist die Atmosphäre eines Turniers und das sportliche Miteinander, die Anfeuerungsrufe für jeden Starter und die sportlichen Leistungen der Zweibeiner.

Schaut man bezüglich Wachstums auf den Trend anderer Sportarten, stellt man unweigerlich fest, dass in Sportarten wie beispielsweise IGP, Mondioring und Obedience die Anforderungen für Kinder und Jugendliche nur bedingt machbar sind. Der Jugendanteil im THS ist deswegen fast ein Alleinstellungsmerkmal und Einstiegswettkämpfe bringen schnelle Erfolgserlebnisse und motivieren, sich den anspruchsvolleren Disziplinen zu stellen. 

Ein spezielles Wertungssystem berücksichtigt die verschiedenen Altersklassen, d.h.  jeder Teilnehmer ist mittendrin. Jung und alt starten buntgemischt miteinander und werden trotzdem extra gewertet. Teamwettbewerbe, die als Staffelwettbewerbe ausgetragen werden, fördern das Miteinander noch mehr und in welcher anderen Sportart gibt es das denn?

 

Höhepunkt vor dem Höhepunkt

In diesen Wettbewerbsformen gibt es nur das Team, keine Extrawertungen bezüglich Alter und Geschlecht. Natürlich gibt es immer eine Jugendvariante, aber bei den Erwachsenen spielt es keine Rolle, ob man 18 oder 60 ist. Je vier Hundeführer in der Staffel, je drei im CSC. Während die 4x 400m Staffel selbsterklärend ist und in Wasbek der finale Höhepunkt war, ist der CSC ein Wettbewerb mit hoher Akzeptanz und der eigentliche Höhepunkt vor dem Höhepunkt. Hier wird es richtig laut. Die drei Teammitglieder laufen jeweils eine Sektion, die aus Laufelementen des Vierkampfes besteht. Es geht um Zeit und Fehler. Wer das am besten hinbekommt, wandert in die nächste Runde. Der Gegner scheidet aus. 

 

Fazit

Turnierhundesport ist über 50 Jahre alt und hat es trotzdem geschafft, frisch und modern zu bleiben. Turnierhundesport hält für Jedermann, Jederfrau und Jederhund eine Wettkampfform bereit. Turnierhundesport ist nicht nur Hundesport, sondern die Fitness beider Teampartner spielt eine existentielle Rolle.

Die VDH Deutsche Meisterschaft ist mit Hunderten von THS-lern und allen Arten von Hunden die größte deutsche Meisterschaft im Hundesport. Schade eigentlich, dass diese auch Endstation ist. Eine internationale Plattform gibt es leider nicht. Zeit wird's!

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