Frauen in der Hetzhose. Endlich!?

„Mache weiter und lass dich nicht aufhalten“

 

Frauen sind als Schutzdiensthelfer im IGP noch eine Seltenheit. Auf der WDSF World Championship IGP vom 3. bis 5. Mai 2024 in Halle (Saale) hatte die 31-jährige Kim Hooymayers ihr Debut. Im Interview mit Sporthund erzählt sie von ihrer Liebe für den Helferdienst und von den Hürden, die sie dafür nehmen musste. 

 

 

Auf der WDSF World Championship IGP warst du das erste Mal als Schutzdiensthelferin dabei. Wie war das für dich, Kim? 
Kim Hooymayers: Eigentlich war ich nur in Halle, damit das niederländische Team in den Tagen vor dem Wettkampf noch ein bisschen trainieren konnte. Doch zu meinem Glück fiel einer der Schutzdiensthelfer aus und ich durfte einspringen. Da war ich von einem Moment auf den anderen in einem Stadion bei einer Weltmeisterschaft. Ich bekomme immer noch eine Gänsehaut, wenn ich daran zurückdenke. Seitdem werde von vielen Vereinen für Wettkämpfe und Veranstaltungen angefragt. Mein Ziel ist es jetzt natürlich, meinen A-Status als Schutzdiensthelfer zu behalten, auf den man jedes Jahr erneut von drei Richtern geprüft wird. Und ich möchte gerne auch noch einmal an einer Weltmeisterschaft teilnehmen.

 

Wie bist du zum IGP als Hundesport gekommen? 
Kim Hooymayers: Ich wollte Kanada und die USA bereisen, aber in Begleitung eines Hundes. Also habe ich nach einem Hund gesucht, der dafür geeignet war. So bin ich an Nikay gekommen, einen Deutschen Schäferhund aus der Arbeitslinie. Damit er auf meiner Reise gut hört, bin ich noch in den Niederlanden in einen IGP-Club eingetreten und habe mit dem Hund sehr viel trainiert. Dabei habe ich mich irgendwie in den Sport verliebt. Dann bin ich ein paar Jahre lang gereist. In den USA lernte ich jemanden kennen, der den gleichen Sport ausübte, aber auch Polizeihunde und Hunde für das Militär trainierte. Bei ihm habe ich zwei Jahre ein Praktikum absolviert und viel gelernt. Zurück in den Niederlanden machte in dem Verein weiter, in dem ich angefangen hatte. Ich hatte mich in den ganzen Sport verliebt.

 

Was fasziniert dich an dem Sport?
Es ist ein tolles Gefühl, wenn ein 45 Kilogramm schwerer Hund angelaufen kommt und mich tatsächlich an der Flucht hindern will. Bei der Beißarbeit vergesse ich alles andere auf der Welt, es ist meine große Leidenschaft, ich gebe wirklich alles.

 

Wie viele Hunde hast du?
Kim Hooymayers: Im Moment habe ich nur einen Hund. Es ist ein Holländischer Schäferhund, sein offizieller Name ist Aragorn von Eeckearde. Ich nenne ihn Eddy.

 

Nimmst du mit ihm auch an IGP-Wettkämpfen teil?
Kim Hooymayers: Nein, er ist erst zwei Jahre alt und noch nicht bereit für Wettkämpfe. Aber Ende Juni werden wir an der BH-Prüfung teilnehmen. Wenn er sie besteht und dann so weit ist, würde ich gerne mit ihm an Wettkämpfen teilnehmen.

 

Wie kam es dazu, dass du Schutzdiensthelfer bei IGP-Wettkämpfen wurdest?
Kim Hooymayers: Nun, ich habe damit in den USA angefangen. Dort haben sie mich in einen kompletten Anzug gesteckt. Als ich in die Niederlande zurückkam, fragten sie mich, ob ich damit weitermachen wollte. Nach einer Weile habe ich meine C-Lizenz als Schutzdiensthelfer bekommen. Aber ich wollte noch mehr erreichen.

 

Welche Herausforderungen musstest du meistern, bis du deine A-Lizenz bekommen hast? 
Kim Hooymayers: Nun, ich war einige Jahre lang Schutzdiensthelferin – zuerst mit einer C-Lizenz, dann mit einer B-Lizenz. Aber ich wollte unbedingt auch die A-Lizenz erwerben. Hier in den Niederlanden haben wir nämlich drei Schutzdiensthelfer-Klassen: C, B und A. Mit der C-Lizenz darf man als Helfer nur im Training eingesetzt werden. Mit der B-Lizenz hat man die Eignung für kleinere Wettkämpfe, mit der A-Lizenz für nationale und internationale Meisterschaften. A ist also die höchste Lizenzstufe. 

Sie sagten mir, dass meine Technik gut sei, aber meine Arbeit müsse authentischer werden. Ich müsse also mehr Druck auf den Hund ausüben, ich müsse explosiver sein und so weiter. Irgendwann lernte ich Erik Köpp kennen. Er wollte mir helfen, A-Helfer zu werden, und ich fing an, mit ihm und seiner Freundin zu trainieren. Ich musste fitter werden, also bin ich mehr gelaufen und habe mit Krafttraining begonnen. Dabei habe ich auch ordentlich an Gewicht verloren. Und wir haben viel Helferarbeit gemacht und so an meinem Druck und der Explosivität gearbeitet. Bei der ersten Prüfung bin ich durchgefallen, aber jetzt im Februar habe ich es geschafft. 

 

Bist du die erste weibliche Schutzdiensthelferin bei einem Hundesportwettbewerb?
Kim Hooymayers: Nein, auch andere Frauen haben Lizenzen als Schutzdiensthelferin. Catharina de Leeuw hatte eine B-Lizenz und Anja van der Meijden sogar ebenfalls die A-Lizenz, ich weiß aber nicht, wann. Allerdings nicht bei der NBG (Nederlandse Bond van Gebruikshondensportverenigingen, Anmerkung der Redaktion) für alle Rassen, sondern beim VDH für Deutsche Schäferhunde. Ich bin also nicht die Erste, nein.

 

Bist du körperlich auf dem gleichen Stand wie ein Mann?
Kim Hooymayers: Männer sind biologisch gesehen zwar stärker als Frauen, aber ich habe viel trainiert. Also glaube ich, dass ich momentan genauso fit bin wie die meisten anderen Männer in diesem Sport auch. 

 

Lässt sich die fehlende körperliche Stärke mit Technik und Know-how kompensieren?
Kim Hooymayers: Ja, denn die Technik ist sogar wichtiger als die Kraft. Sicherlich braucht man auch Kraft, aber wenn man sich nur darauf verlässt, hält man den Sport nicht lange durch. Denn die Schutzdiensthelfer-Tätigkeit geht mit einer Menge Druck auf den Rücken einher und so weiter. Ich denke also, wenn man eine sehr gute Technik hat, kann man mehr erreichen als nur allein mit Kraft.

 

Was ist das Besondere an deiner Technik?
Kim Hooymayers: Das ist sehr schwer zu erklären. Es ist die Art und Weise, wie du den Arm mit dem Schutzärmel hältst und wie du deine Füße aufsetzt. Es ist die Art und Weise, wie du dein Gewicht über den Hund legst. Allein, wenn man sich die deutsche Art der Helferarbeit und die holländische Art ansieht, erkennt man sehr viele Unterschiede. Das sind einfach sehr zwei völlig unterschiedliche Stile.

In Deutschland und in vielen anderen Ländern hebt man die Hunde an, um sie in Wut zu bringen, und nimmt dazu den Ellbogen hoch. Und der Stock schwebt nicht ganz über dem Hund, sondern bleibt mehr seitlich. In Holland drücken wir den Hund auf den Boden, beugen uns über ihn und halten den Stock über ihn. Ich kann es so machen, wie die Helfer in Deutschland, weil ich das schon mal gemacht habe, und die Helfer in Deutschland können es so machen wie in Holland. Aber es ist ein unterschiedlicher Stil.

 

Was machst du, um dich fit zu halten?
Kim Hooymayers: Ich gehe viel laufen. Nicht nur auf reines Tempo ausgelegt, sondern auch Intervalltraining. Und ich mache viel Fitnesstraining. Und natürlich viel Helferarbeit. Helferarbeit ist eine ganz eigene Sportart, für die man eine andere Art von Fitness braucht als für andere Sportarten. Wenn man fit bleiben will und viel arbeiten will, muss man viel Helferarbeit leisten.

 

Glaubst du, dass in Zukunft mehr Frauen als Schutzdiensthelferinnen arbeiten werden?
Kim Hooymayers: Ja, ich denke, das werden sie. Es wird einige Zeit dauern, weil es nicht immer Spaß macht. Nicht alle Leute glauben von Anfang an an dich. Viele, die schon lange im Sport sind, würden als Schutzdiensthelfer bestimmt lieber einen Mann sehen. Manche Hundeführer wollten ihre Hunde nicht auf mich hetzen und sie mich nicht beißen lassen - ok, jetzt tun sie es, aber vor ein paar Jahren hätten sie es nicht getan. Aber ich glaube, sie merken, dass Frauen das auch können und dass sie akzeptiert werden. 

Schutzdiensthelfer zu sein, muss eine Leidenschaft sein. Es gibt nichts anderes, was ich tun möchte. Meiner Meinung nach ist es eine große Verantwortung, denn der Hund kann sich schnell für einen Kunden interessieren, wenn man es falsch macht. Ohne die Hilfe von Erik Köpp und Rachel Schadron in den vergangenen zwei Jahren hätte ich nicht meine A-Lizenz bekommen und nicht die Chance, an den Wettbewerben teilzunehmen, die ich bisher gemacht habe und die ich in Zukunft machen werde.

 

Hast du Tipps für Frauen, die auch A-Helferin werden wollen?
Kim Hooymayers: Macht weiter und lasst euch nicht aufhalten. Du wirst einige Kommentare hören, die nicht lustig sind. Am Anfang gab es viele Leute, die mir sagten: „Mädchen, das ist nichts für dich, hör einfach auf. Du solltest das nicht tun wollen." Aber hör nicht auf sie, die dir das sagen. Mach weiter, such dir die richtigen Leute, die dir helfen können. Achtet auf die körperliche Fitness und macht einfach weiter.

 

Vielen Dank Kim, für die Zeit, die du dir für das Interview genommen hast. Wir hoffen, dich auch in Zukunft auf Veranstaltungen im Anzug zu sehen. 

 

Wir haben auch den Leistungsrichter der WDSF im Schutzdienst Volker Sulimma vom DVG befragt, wie es zu der Entscheidung für den Einsatz von Kim gekommen ist und was dies für die Zukunft bedeutet. Lest das zu das Interview.

 

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