Altern ist ein Prozess, der anfangs kaum merklich abläuft und plötzlich rasant an Geschwindigkeit zunimmt – da sind Hunde ihren Herrchen sehr ähnlich. Als erstes werden dir wahrscheinlich die weißen Härchen aufgefallen sein, die sich im Fell um seine Augen und die Schnauze gebildet haben. Aber das heißt noch gar nichts, nicht wahr? Doch irgendwann kannst du es nicht mehr leugnen: Aus dem nimmermüden Welpen ist ein Senior geworden, der sich lieber auf seinem Deckchen einrollt, anstatt Abenteuer zu erleben. Dabei ist sein größeres Ruhebedürfnis nur eine von vielen altersbedingten Veränderungen, die auftreten können.
Die gute Nachricht ist: Genau wie beim Menschen nimmt die Lebenserwartung von Hunden in Deutschland zu. Heutzutage ist es keine Seltenheit mehr, wenn ein Vierbeiner 15 Jahre oder älter wird. Das liegt zum einen an den besseren medizinischen Möglichkeiten, aber auch daran, dass Hundehalter mehr über hundegerechte Haltungsbedingungen wissen. Denn das richtige Futter, tägliche Bewegung und geistige Auslastung tragen viel zur Lebenserwartung deines Vierbeiners bei. Eine wichtige Rolle spielt auch die Rasse: Während etwa ein Zwergpudel mit etwas Glück schon einmal 18 Jahre alt werden kann, erreichen große Hunde wie der Bobtail eher selten ihr zehntes Lebensjahr. Doch auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel: Bobi, der 2023 mit angeblich 31 Jahren als ältester Hund der Welt verstarb, war ein Rafeiro do Alentejo – also eine Hirtenhund-Rasse, die durchschnittlich nur etwa zwölf Jahre alt wird. Zudem leben Mischlingshunde im Schnitt gut ein Jahr länger als Rassehunde.
Regelmäßiger Check-up beim Tierarzt
Mit der höheren Lebenserwartung geht allerdings auch die Entwicklung einher, dass Hunde vor allem kranke Lebenszeit hinzugewinnen. Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus, Tumore und Krebs, Nierenprobleme und Herzschwäche sind auch bei vierbeinigen Senioren keine Seltenheit. Früh entdeckt, lassen sich die meisten Erkrankungen allerdings oft gut operieren beziehungsweise medikamentös behandeln. Lasse deinen Senior deshalb regelmäßig vom Tierarzt untersuchen und habe auch selbst ein Auge auf möglichen Veränderungen. Mehr zum Gesundheitscheck: Link
Alte Hunde brauchen mehr Erholung
Auch bei Hunden werden die Energie und Ausdauer weniger, je älter sie werden. Während sie als Junghunde nicht müde wurden, den Ball zu jagen oder mit anderen Hunden zu toben, werden solche intensiven Spieleinheiten langsam kürzer. Am Anfang unterbricht dein Hund sie vielleicht nur in der Hitze des Sommers und zieht sich lieber in den Schatten zurück, später wird es ihm auch an kühleren Tag schnell zu viel. Und während er früher selbst auf ausgedehnten Wanderungen problemlos mitgehalten hat, kommt er heute auf längeren Spaziergängen nur noch langsam hinterher und ist dankbar für Verschnaufpausen. Doch wie alte Menschen auch wird er bessere und schlechtere Tage haben: Achte deshalb gut auf die Signale deines Hundes und passe das Tempo auf euren Spaziergängen an die Tagesform deines Rentners an. Überfordere ihn nicht: er wird wahrscheinlich viel zu lange versuchen, mit dir mitzuhalten. Auch zuhause wird er ein gemütliches Plätzchen zu schätzen wissen und sich zweimal überlegen, ob er wegen einem verdächtigen Geräusch sein Nickerchen unterbricht oder nicht.
Übrigens: alte Hunde frieren schneller und haben ein schwächeres Immunsystem. Eventuell solltest du deinem Senior an kühlen Tagen draußen etwas überziehen. Lass dich dazu in einem Hundefachgeschäft beraten, ob das nötig ist.
Alte Hunde hören schlechter
Dass deinen Hund noch nicht mal mehr das Rascheln der Leckerli-Tüte aufhorchen und aufspringen lässt, kann noch einen anderen Grund haben: Vielleicht hört er es nicht mehr. Auch bei Hunden nutzen sich die feinen Haarzellen im Ohr im Laufe des Lebens ab. Da sie nicht regeneriert werden können, verlieren Hunde die Wahrnehmung für hohe Töne, da diese im Laufe des Lebens am meisten beansprucht werden. Anfangs sind es nur leise Geräusche, die er nicht mehr mitbekommt. Später reagiert er nicht mehr, wenn das Trockenfutter klirrend in den Metallnapf fällt, und irgendwann ist er selbst für die Hundepfeife oder deine Kommandos taub. Das kann gefährlich werden, wenn er draußen wie gewohnt vor dir hertrabt, sich aber nicht mehr zuverlässig zurückrufen lässt. Ein sehr folgsamer Hund, der sich nicht von deiner Seite wegbewegt, lässt sich eventuell noch gut mit Sichtzeichen lotsen. Vielleicht ist er auch an Vibrationshalsbänder gewohnt, die jetzt gute Dienste leisten. Doch je mehr euch eure Wege in den öffentlichen Raum führen, desto häufiger sollte er an der Leine bleiben.
Alte Hunde neigen zu Gelenkproblemen
Bewegt sich dein Hund weniger, nimmt nach und nach seine Muskelmasse ab. Damit schwinden nicht nur die Kondition und die Beweglichkeit, auch die verschleißenden Gelenke verlieren ihre Stabilität. Betroffene Hunde bewegen sich langsamer, werden steifer und wackelig auf den Beinen. Vielen Hunden fällt es schwer, sich aus dem Liegen zu erheben, manche geraten auf rutschigen Böden ins Straucheln. Doch wer diesen Veränderungen nicht einfach tatenlos zuschaut, sondern dem Fortschreiten rechtzeitig entgegenwirkt, kann gute Erfolge erzielen. Schonen ist nämlich kontraproduktiv – der gesamte Bewegungsapparat muss trainiert werden, damit er beweglich und kräftig bleibt. Lasse dir am besten von deinem Tierarzt einen guten Tierphysiotherapeuten empfehlen. Massagen können die Lebensqualität und Mobilität deines Hundes verbessern, mit gezielten Übungen kannst du wichtige Muskeln und Gelenke trainieren. Bei einer schmerzhaften Arthrose verschaffst du ihm mit Medikamenten Linderung. Im Alltag kannst du deinen Hund unterstützen, wenn du glatte Fußböden oder Treppen mit rutschfesten Teppichen verkleidest. Begleite ihn beim Treppensteigen – oder trage ihn, wenn er es irgendwann gar nicht mehr von allein schafft. Ist er zu schwer, solltest du ihm sein Reich auf der unteren Ebene einrichten. Mehr zur Arthrose bei Hunden: Link
Alte Hunde müssen öfters raus
Wenn die Muskeln schwächer werden, fällt es deinem Hund vielleicht auch schwerer, seinen Urin zu halten. Anfangs wird er deshalb öfters vor die Tür wollen; mache statt einem ausgedehnten Spaziergang lieber mehrere kleine Runden um den Block. Verliert dein Hund ab und an ein kleines Tröpfchen im Haus, hat er sein Bedürfnis wahrscheinlich einfach zu spät angezeigt. Bemerkst du jedoch immer öfters richtige Pfützen auf dem Boden, solltest du den Tierarzt aufsuchen und körperliche Erkrankungen ausschließen lassen.
Alte Hunde sehen schlechter
Andere Fellnasen verlieren nach und nach ihre Sehkraft. Der häufigste Grund für das Erblinden alter Hunde ist der graue Star (Katarakt), der allmählich die Linse trübt und ihn am Ende vollständig erblinden lässt. Weitere Ursachen können Glaukome, Verletzungen und andere Augenkrankheiten sein. Innerhalb der eigenen vier Wände gibt es deswegen meist nur wenig Vorkehrungen zu treffen, denn auch ein blinder Hund findet sich in seiner gewohnten Umgebung meist bestens zurecht. Allerdings solltest du räumliche Veränderungen vermeiden und seine Laufwege barriere- und stolperfrei halten. Sollten sich neue Gegenstände nicht vermeiden lassen, solltest du sie ihm vorsichtig zeigen, um Zusammenstöße zu vermeiden.
Unterwegs wirst du jedoch die Führung deutlich mehr übernehmen müssen, als du es ohnehin schon tust. Du musst für ihn mitdenken, seine individuellen Grenzen abschätzen und kritischen Situationen rechtzeitig aus dem Weg gehen. Das schließt mit ein, dass er sich vielleicht in Nähe allzu aufdringlicher Kameraden, Kindern oder Fremden nicht mehr besonders wohlfühlt. Achte deshalb darauf, dass sich Dritte deinem Hund nur langsam und kontrolliert nähern. Bring zum Beispiel ein gelbes Tuch an der Leine an und zeige anderen Haltern damit an, dass dein Hund Abstand bevorzugt.
Alte Hunde brauchen passendes Futter
Dein Hund wird ruhiger, gleichzeitig fährt sein Stoffwechsel herunter: Damit sinkt sein täglicher Energiebedarf. Passt du seine Kalorienzufuhr nicht rechtzeitig an, hat er schnell einige Pfunde zu viel auf den Rippen. Das kann die gleichen Probleme mit sich bringen wie bei übergewichtigen Menschen auch: vor allem, wenn ihm die Gelenke zu schaffen machen, wird jedes Kilo zu viel für ihn zur Qual. Bedenke allerdings, dass sein Bedarf an einzelnen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen durchaus höher sein kann als früher. Du solltest seine Futtermenge deshalb nicht einfach reduzieren, sondern auf ein spezielles Seniorenfutter wechseln. Achte auch darauf, dass es für seine Zähne geeignet ist. Es gibt auch Vierbeiner, die aufgrund gesundheitlicher Probleme abnehmen. Einen ungewollten Gewichtsverlust solltest du auf jeden Fall tierärztlich abklären lassen.
Alte Hunde verändern sich geistig
Mit fortgeschrittenem Alter können sich Hunde auch charakterlich verändern. Nicht ohne Grund sagt man ihnen so etwas wie Altersstarrsinn nach. Vorhandene Macken können sich verstärken, neue hinzukommen. Plötzlich kommentiert er Störungen im wohlverdienten Feierabend auch mal knurrend, vielleicht weicht er dir im Haus nicht mehr von der Seite, weil er dich sonst nicht mehr orten kann. Viele Hunde sind im Alter auch anlehnungsbedürftiger und suchen vermehrt die Nähe und den Körperkontakt zu ihrem Herrchen. Vielleicht bleibt er deshalb auch nicht mehr gerne allein, obwohl er damit früher nie Probleme hatte. Überleg in diesem Fall, ob du deinen Hund nicht doch mitnehmen kannst oder ob wenigstens jemand nach ihm sehen kann. Allerdings kann auch das Gegenteil der Fall sein: Einen alten Hund, der dich sonst immer bei allen Aktivitäten begleitet hat, kann zu viel Aufregung plötzlich stressen.
Leider sind auch Hunde vor Demenz nicht gefeit. Orientierungslosigkeit, das Vergessen von Kommandos und der Verlust der Stubenreinheit gehören zu den charakteristischen Symptomen. Wenigstens ein kleineres Risiko, daran zu erkranken, haben Hunde, die geistig noch immer gefordert werden. Halte ihn deshalb immer wieder mit kleinen Aufgaben auf Trab. Versteck etwas, das er suchen muss, biete ihm bestimmtes Intelligenzspielzeug an oder studiere mit ihm kleine, altersgerechte Kunststücke ein.
Wann ist ein Hund alt?
Doch ab wann ist ein Hund eigentlich alt? Die weitverbreitete Faustregel, nach der ein Hundejahr etwa sieben Menschenjahren entspricht, gilt heute als widerlegt. Trey Ideker von der University of California San Diego und sein Team haben 2020 die DNA von 104 Labrador Retrievern untersucht. Eine der wichtigsten altersbedingten Veränderungen bei Säugetieren ist nämlich die unvermeidliche Methylierung ihrer Basen, die aber durch Umwelteinflüsse und den Lebensstil langsamer oder schneller stattfinden kann. Diese Veränderungen haben Einfluss darauf, ob Gene noch abgelesen werden können oder nicht. Auf diese Weise haben DNA-Methylierungen unmittelbare Auswirkungen zum Beispiel auf körperliche Regenerationsprozesse. Forscher können deshalb darüber Rückschlüsse auf das biologische Alter von Menschen und Hunden ziehen.
Die Forscher stellten fest, dass der Alterungsprozess von Hunden wie eine logarithmische Funktion verläuft: Junge Hunde werden nämlich im Vergleich zum Menschen besonders rasch erwachsen, später verlangsamt sich der Prozess aber. Ein einjähriger Hund ist deshalb mit einem 31 Jahre alten Menschen vergleichbar, ein vier Jahre alter Hund mit einem 53 Jahre alten Menschen. Mit neun hätte ein Hund dann das vergleichbare Menschenalter von 66 Jahren erreicht. Als Formel ausgedrückt: „Menschenalter = ln(Hundealter)*16 + 31“. Möchte man das Alter seines Hundes selbst ausrechnen, sollte man einen Taschenrechner verwenden, der die Taste „ln“ (natürlicher Logarithmus) hat. Hierzu müssen Halter den natürlichen Logarithmus des Alters des Hundes mit 16 multiplizieren und die Zahl 31 hinzuaddieren.
Wichtig zu wissen: diese Formel bildet nur den Alterungsprozess von Labrador Retrievern ab. Für andere Hunderassen müssen eigene Formeln entwickelt werden, denn große Rassen altern schneller als kleine.
Altern ist ein Prozess, der anfangs kaum merklich abläuft und plötzlich rasant an Geschwindigkeit zunimmt – da sind Hunde ihren Herrchen sehr ähnlich. Als erstes werden dir wahrscheinlich die weißen Härchen aufgefallen sein, die sich im Fell um seine Augen und die Schnauze gebildet haben. Aber das heißt noch gar nichts, nicht wahr? Doch irgendwann kannst du es nicht mehr leugnen: Aus dem nimmermüden Welpen ist ein Senior geworden, der sich lieber auf seinem Deckchen einrollt, anstatt Abenteuer zu erleben. Dabei ist sein größeres Ruhebedürfnis nur eine von vielen altersbedingten Veränderungen, die auftreten können.